Der öffentliche Schlagabtausch um die Reform des Apothekenhonorars nimmt Fahrt auf. SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt gibt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Flankenschutz und wettert in der Bild-Zeitung gegen mehr Geld für die Apotheken.
Apothekerinnen und Apotheker verdienten bis zu 500.000 Euro brutto im Jahr. Wenn die Abda nun 2,7 Milliarden Euro mehr fordere, wären das im Durchschnitt fast 150.000 Euro mehr pro Apotheke. Das sei überzogen und gehe am Kern des Problems vorbei, so Schmidt.
Denn: „Im Schnitt verdienen Apothekerinnen und Apotheker gut, aber zwischen den einzelnen Apotheken herrscht ein Ungleichgewicht“, wird Schmidt zitiert. Ein Drittel liege unter dem Durchschnittsgewinn vor Steuern bei 163.000 Euro – 13 Prozent kämen aber auf 250.000 bis 500.000 Euro brutto.
Mehr Geld nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, würde die Ungleichheit noch verfestigen. Lauterbachs Pläne dagegen sorgten dafür, dass Apotheken flächendeckend erhalten bleiben, „auch dort, wo sie es wirtschaftlich schwer haben“, so Schmidt gegenüber Bild.
Trotzdem forderten die Apothekerverbände auch für „Top-Verdiener-Apotheken“ mehr Versichertengeld., kritisiert Bild. „Und das trotz der Finanzknappheit der gesetzlichen Krankenversicherung!“
Und dann behauptet Schmidt: „Die teuren, irreführenden Kampagnen der Apothekerschaft bringen da nichts: Unsere Priorität sind die Patientinnen und Patienten, nicht laute Interessengruppen im Gesundheitswesen.“
Bild zeigt auf, wie sich die GKV-Ausgaben für das Apothekenhonorar entwickelt haben: Lagen sie 1994 noch bei 992 Millionen Euro, seien es 2004 schon 1,5 Milliarden Euro gegeben. 2014 seien es dann 2 Milliarden Euro gewesen, 2020 schließlich 2,8 Milliarden Euro. Und 2022 hätten die Kassen 5,78 Milliarden Euro an Apotheken gezahlt. Enthalten seien laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) pandemiebedingte Umsätze von rund 3,5 Milliarden Euro enthalten.
Das Argument eines Abda-Sprechers, dass die durchschnittlichen Zahlen durch große Betriebsstätten verzerrt würden, kontert Bild: „Genau diese großen Apotheken würden von einer pauschalen Honorar-Erhöhung besonders profitieren ...“
Schon zuvor hatte Schmidt angemerkt, es brauche eine Reform der veralteten und hoch komplizierten Apothekenvergütung, die das Geld ungerecht verteile. „Es liegt an den Apotheken selbst, ob sie konstruktiv an einer Lösung für die kleinen, aber versorgungsrelevanten Apotheken mitarbeiten wollen.“
APOTHEKE ADHOC Debatte