Apothekerin warnt vor Reformplänen

SPD-Abgeordneter zweifelt an Kabinettsbeschluss

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Berlin -

Den Kopf in den Sand zu stecken – das ist nicht die richtige Lösung. Getreu diesem Motto hat die Apothekerin Karolin Romahn die Initiative ergriffen und sich ihre Empörung über die möglichen Folgen des desaströsen Gesetzesentwurfs zur Apothekenreform aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) von der Seele geschrieben.

In einer Mail an den Bundestagsabgeordneten Herbert Wollmann (SPD) listet Romahn die Probleme der Branche auf und lädt ihn zu einem Gespräch in ihre Apotheke ein. Und Wollmann folgt der Einladung und besucht die Stendaler Apotheke im Altmark-Forum.

Zwei Tage zuvor hatte es bereits einen intensiven Gedankenaustausch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Berlin gegeben, bei dem auch Apotheker aus seinem Wahlkreis anwesend waren. „Ich betreue hier den größten Wahlkreis in Sachsen-Anhalt. Aber leider nicht personell, sondern von der Fläche her betrachtet. Darum weiß ich, wie schwer es ist, eine gute Arzneimittelversorgung für die Menschen in der Fläche vorzuhalten“, erklärte er.

Bessere Bezahlung statt Apotheke Light

Die 28-jährige Apothekerin hat Anfang des Jahres die Apotheke ihrer Mutter übernommen. Eigentlich voller Tatendrang, doch das Apothekenreformgesetz (ApoRG), das Apotheken ohne Apotheker zulassen will, hat sie verunsichert. „Ich werde Personalkosten sparen können, da ich als einzige Apothekerin meine drei Apotheken führen könnte. Ohne zusätzlichen teuren Apotheker, ohne Filialleitung. Das Einzige, was ich tun muss, ist acht Stunden jede Woche jeweils in den Apotheken nach dem Rechten zu schauen“, erklärte sie. „Unser Verbund leistet zehn Notdienste im Monat. Wenn ich diese dann allein übernehme, brauche ich nicht lange auf einen Burn Out zu warten“, führt sie an.

Eindringlich machte sie ihrem Abgeordneten klar, dass die Bundesregierung dem Apothekerberuf derzeit keinerlei Wertschätzung entgegenbringe. „Wir sind die einzige Berufsgruppe, die seit 20 Jahren keine Erhöhung ihres Einkommens erhalten hat. Wir brauchen endlich mehr Geld, um auch unsere Beschäftigten ordentlich zu entlohnen“, fordert Romahn. Da helfe auch keine Apotheke light, wie sie der Minister plane. Im ersten Schritt helfe nur eine Erhöhung des Fixums. „Ansonsten gehen wir bald insolvent“, warnt sie. „Jede dritte Einrichtung ist derzeit von der Insolvenz bedroht. Darum muss es endlich auch für Apotheken eine Anpassung an die Inflation geben“, erklärte Thomas Rößler, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt (LAV).

Keine Kabinettsvorlage?

Wollmann deutete an, dass derzeit gute Chancen bestünden, dass das ApoRG in der geplanten Form nicht in das Bundeskabinett eingebracht werde. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass sich die Ertragssituation der Apotheken bald verbessern werde.

„Wir müssen nun auf Konkretes warten. Ansonsten werde ich ihn wieder zum Gespräch einladen, falls sich nicht zügig etwas zum Positiven verändert. Ich kämpfe ja nicht nur für mich und meine Beschäftigten, sondern hauptsächlich um eine gute Patientenversorgung. Diese sehe ich nämlich massiv gefährdet“, erklärt Romahn zum Abschluss.

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