Dass Jens Spahn zu den schärfsten Widersachern von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) zählt, ist bekannt. Laut einem Pressebericht hat er mitten im Streit zwischen CDU und CSU eine Zukunft ohne die Regierungschefin geplant. Spahn dementiert.
Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet unter Berufung auf Insider aus der Partei, dass Spahn früh versuchte, eine Solidarisierung mit Merkel zu verhindern. So soll er anstatt separater Beratungen eine gemeinsame Sitzung der CDU- und CSU-Abgeordneten gefordert haben, als klar war, dass Merkel in der eigenen Partei eine Mehrheit finden würde.
Doch damit nicht genug: Spahn soll sich mit zwei Vertrauten in der SPD ausgetauscht haben. So soll es diverse Gespräche und Telefonate mit Generalsekretär Lars Klingbeil und Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider gegeben haben, bei denen es um die Konsequenzen eines Bruchs zwischen Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer gegangen sein soll. Als Übergangskandidat für den Kanzlerposten wurde Wolfgang Schäuble ins Spiel gebracht – Spahns ehemaliger Chef im Bundesfinanzministerium. Mit dem derzeitigen Bundestagspräsidenten hat Spahn ein gutes Verhältnis, Schäuble hatte sich für seine Wahl ins Parteipräsidium stark gemacht.
Gegenüber dem „Spiegel“ dementierte Spahn, dass die Gespräche mit der Absicht erfolgt seien, Merkel zu stürzen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Spahn in einer kritischen Phase aus der Reihe tanzt. 2013 platzte mitten in die Regierungsbildung ein Bericht der Tageszeitung „Welt“ über Geheimverhandlungen für ein schwarz-grünes Bündnis ab 2017. An der Spitze der Gruppe standen demnach Spahn und der hessische Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour. In einem 8-Punkte-Programm mit dem Titel „Heute die richtigen Entscheidungen für 2017 treffen“ forderten später knapp 60 jüngere, aber etablierte CDU-Mitglieder um Spahn und den mittlerweile verstorbenen Philipp Missfelder öffentlich mehr Mitsprache. Die Gruppe „CDU2017“ sprach sich auch für eine mutigere Wirtschaftspolitik und steuerliche Entlastungen aus. „Die CDU ist mehr als silbergrau“, sagte Spahn damals im Interview mit dem „Spiegel“. „Mit mir sollen die Anliegen der jungen Generation auch in der Parteispitze zur Sprache kommen.“
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