Die Apotheker haben einen neuen Bundesgesundheitsminister. Dabei kennt man sich gefühlt schon ganz gut, weil Jens Spahn (CDU) jahrelang Gesundheitspolitik gemacht hat. Welches Bild die Apothekenteams von dem 37-Jährigen haben, welche Eigenschaften sie ihm zuschreiben, zeigt eine aktuelle Umfrage von APOSCOPE.
In der APOSCOPE-Umfrage sollten die Teilnehmer bewerten, inwiefern bestimmte Eigenschaften auf Spahn zutreffen: fachliche Kompetenz, Offenheit, Kreativität, Gestaltungswillen, Integrität, Durchsetzungsfähigkeit, Unterhaltsamkeit und Verlässlichkeit. Insgesamt haben die Teams in den Apotheken ein positives Bild von ihrem neuen Bundesgesundheitsminister. Die Inhaber sind besonders überzeugt, einen zumindest fähigen Minister im BMG zu haben.
Die Mehrheit der Befragten hält Spahn für kompetent, 53 Prozent sprechen ihm fachliche Eignung für die neue Aufgabe zu. 24 Prozent würden dem nicht zustimmen, wobei es in dieser Gruppe nur vereinzelt ganz kritische Stimmen gibt. Auffällig ist, dass Spahn von den Apothekenleitern deutlich besser benotet wird: 83 Prozent halten ihn für fachlich kompetent. Unter den befragten PTA tun sich die meisten mit einer Einschätzung schwer, 36 Prozent wollten keine Angabe zu Spahns machen.
Und wie wird Spahn sein neues Amt führen? Wird er offen sein für Vorschläge der Apotheker, wird er selbst Ideen einbringen und das Gesundheitssystem gestalten? Auch zu diesen Fragen überwiegt die Zustimmung: 56 Prozent sehen „Offenheit“ als positive Eigenschaft des Minister, sogar zwei Drittel der Inhaber. „Kreativität“ bescheinigen ihm 51 Prozent aller Befragten und drei von vier Inhabern. Ablehnung in diesen Bereichen wird meist zurückhaltend – „trifft eher nicht zu“ – ausgedrückt.
Die Apothekenleiter sind sich jedenfalls sicher, dass Spahn etwas verändern will: 94 Prozent stimmen der Aussage teilweise oder voll zu, dass Gröhes Nachfolger „Gestaltungswillen“ besitzt. Unter allen Befragten sind es 66 Prozent, die Mehrzahl der kritischen Stimmen kommt aus dem Lager der PTA: Von ihnen erkennen 21 Prozent keinen besonders großen Gestaltungswillen.
Spahn hatte in der Vergangenheit seine kleineren Verfehlungen, was die Vermischung von Politik und Lobbyinteressen angeht. Die Teams in den Apotheken halten ihn zwar trotzdem überwiegend für integer, die Bewertung fällt hier aber weniger positiv aus als bei anderen Eigenschaften: 44 Prozent attestieren ihm Integrität, 36 Prozent nicht. Weitere 20 Prozent sind in dieser Frage unsicher – hier wird Spahn also noch überzeugen müssen.
Dasselbe gilt für die Verlässlichkeit: 38 Prozent äußerten bei dieser Frage Zustimmung, aber fast ebenso viele (34 Prozent) Ablehnung. In der kritisch gestimmten Gruppe der Befragten überwiegen die Apothekenleiter, von denen fast jeder zweite (49 Prozent) Spahn für nicht verlässlich hält.
Dass er seine Vorstellungen und Interessen verwirklichen kann, davon gehen die Apotheker aus: 87 Prozent der Apothekenleiter sprechen ihm „Durchsetzungsfähigkeit“ zu. Unter allen Befragten sind es 62 Prozent, Wiederum 19 Prozent haben keine Angabe zu dieser Frage gemacht, unter den PTA sogar 38 Prozent.
Langweilig werden dürfte es mit Spahn nach den Erwartungen der Branche jedenfalls nicht, vielleicht wird es sogar unterhaltsam – die ersten Tage rund um seine Ernennung zum Minister sind insoweit vielversprechend. Und 41 Prozent der Teilnehmer (57 Prozent der Inhaber) halten den Münsteraner für unterhaltsam, jeder dritte Befragte nicht.
Bei APOSCOPE wurde abschließend auch die Vertrauensfrage gestellt: Können die Apotheker Jens Spahn vertrauen? Die Inhaber meinen überwiegend ja – 47 zu 38 Prozent, der Rest ist unentschlossen. Auch bei den Angestellten Apothekern überwiegt das Vertrauen, wenn auch knapp (44:41 Prozent). Skeptischer sind die Filialleiter (41:51 Prozent) und die befragten PTA (29:32), von denen aber 40 Prozent sich erst noch ein Bild machen wollen.
An der Umfrage von APOSCOPE nahmen am 15. und 16. März 2018 insgesamt 310 Apothekenleiter, angestellte Pharmazeuten und PTA teil, davon 53 Inhaber. APOSCOPE betreibt Online-Marktforschung im Apotheken- und Pharmamarkt und verfügt über ein verifiziertes Expertenpanel aus Apothekern und PTA.
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