Jens Spahn (CDU) wird neuer Gesundheitsminister – und die Apotheker sind vorsichtig optimistisch, dass sich die Dinge zu ihren Gunsten entwickeln werden. Die Mehrheit der Teilnehmer einer APOSCOPE-Umfrage rechnet mit strukturell tiefgreifenden Veränderungen des Apothekenmarktes. Was das Rx-Versandverbot angeht, machen sich die wenigsten Apotheker und PTA noch Illusionen.
Dass sich Spahn für das Rx-Versandverbot einsetzen wird, glauben nur 40 Prozent der Approbierten; eine Mehrheit von 54 Prozent geht nicht davon aus, dass er das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzen wird. Vor allem bei den Inhabern ist die Skepsis groß. Unter den PTA haben immerhin 47 Prozent die Hoffnung noch nicht aufgegeben; 34 Prozent glauben nicht daran, 19 Prozent sind unentschieden.
Dennoch gehen die meisten Teilnehmer davon aus, dass sich Spahn intensiv mit dem Apothekenmarkt auseinandersetzen wird. 53 Prozent der Apotheker – und dabei 60 Prozent der Inhaber – rechnen mit „strukturell tiefgreifenden Veränderungen“. 38 Prozent gehen nicht davon aus, dass es größere Eingriffe ins System geben wird. Unter den PTA glauben 30 Prozent an Reformen, 42 Prozent nicht und 28 Prozent sind unentschieden.
Welche Pläne Spahn tatsächlich für den Apothekenmarkt hat, hat er noch nicht verraten. Bekannt ist aber, dass er die Digitalisierung des Gesundheitswesen vorantreiben will. Profitieren davon die Apotheker? Ja, findet eine Mehrheit von 56 Prozent der befragten Approbierten, 39 Prozent sind eher skeptisch. Bei den Inhabern ist die Quote mit 45 zu 49 Prozent tendenziell eher negativ.
Es sind vor allem die angestellten Approbierten, die an Veränderungen im Sinne der Apotheken glauben: 61 Prozent sind zuversichtlich, rund ein Drittel sind skeptisch. Auch die PTA sind mit 48 Prozent Zustimmung vergleichsweise zurückhaltend. Allerdings rechnen nur 37 Prozent nicht mit einer positiven Entwicklung, 15 Prozent sind unentschieden.
Den Apothekern wird es mit Spahn schlechter gehen als unter seinem Amtsvorgänger Hermann Gröhe (CDU). Dieser Meinung sind 51 Prozent der Apotheker, wobei die Quote unter Inhabern noch höher liegt. 30 Prozent rechnen damit, dass sich für die Branche mit dem Personalwechsel im Bundesgesundheitsministerium (BMG) nichts ändern wird. Nur 6 Prozent sind der Ansicht, dass es in den kommenden vier Jahren besser wird. 14 Prozent hatten keine Meinung.
Den Vergleich zu Ulla Schmidt (SPD), Gesundheitsministerin von 2001 bis 2009, kann Spahn deutlich für sich entscheiden: Jeder zweite Approbierte findet, dass es den Apothekern unter ihm besser gehen wird, unter den Inhabern sind es sogar 60 Prozent. Schmidt hatte 2003 den Versandhandel zugelassen, den beschränkten Mehrbesitz erlaubt und das Honorar umgestellt.
Tendenziell positiv schneidet Spahn auch im Vergleich mit den beiden FDP-Ministern Philipp Rösler und Daniel Bahr ab. 28 Prozent finden, dass der CDU-Mann besser als sein Vor-Vorgänger ist, 36 Prozent sehen keinen Unterschied. Nur 14 Prozent finden, dass Bahr – heute Allianz-Vorstand – für die Apotheker besser war als Spahn sein wird.
Im Vergleich mit Rösler, heute in Diensten des chinesischen Riesenkonzerns HNA, sehen 37 Prozent der Teilnehmer Spahn vorn und 26 Prozent gleichauf. Hier vertreten 15 Prozent die Ansicht, dass der ehemalige FDP-Chef der bessere Minister war. Jeweils rund ein Fünftel der Approbierten hatte bei den Vergleichen keine Meinung; bei den PTA traut sich die bei allen Vergleichen jeweils ungefähr die Hälfte der Teilnehmer keine Entscheidung zu.
An der Umfrage von APOSCOPE nahmen am 15. und 16. März 2018 insgesamt 310 Apothekenleiter, angestellte Pharmazeuten und PTA teil, davon 53 Inhaber. APOSCOPE betreibt Online-Marktforschung im Apotheken- und Pharmamarkt und verfügt über ein verifiziertes Expertenpanel aus Apothekern und PTA.
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