Besuch in Wahlkreis-Apotheke

Spahn verkneift sich Lauterbach-Kritik

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Berlin -

Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in seinem Wahlkreis im nordrhein-westfälischen Steinfurt und Borken die Hubertus-Apotheke von Petra Hruby in Legden besucht. Hier hat er sich über die aktuellen Probleme informiert – und über womöglich hinzukommende, sollten die Reformpläne seines Nachfolgers Karl Lauterbach (SPD) umgesetzt werden. Bewerten wollte Spahn die Pläne jedoch nicht.

„Er ist in seiner Amtszeit nicht immer der Liebling der Apotheker gewesen“, heißt es vom Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) zum Termin. Doch im Vergleich zu seinem Amtsnachfolger dürfte er manchen Inhaber:innen der liebere Gesundheitsminister sein. Unter den Verbändevertretern wird noch heute lobend erwähnt, dass Spahn immer einen offenen Austausch pflegte und dass Absprachen mit ihm verbindlich waren.

Auch wenn er sich inzwischen nicht mehr vorrangig mit Gesundheitspolitik beschäftigt, hörte er Apothekerin Hruby zu, die auch Vorsitzende der Bezirksgruppe Borken im AVWL ist. Sie erklärte ihm unter anderem, wie kritisch die geplanten Apotheken ohne Apotheker:innen seien, da die Versorgung der Patient:innen auf diese Weise gefährdet werde.

Die Apothekerin oder der Apotheker würde dann nur noch wenige Stunden in der Apotheke stehen, warnt die Inhaberin vor den Light-Apotheken. Für die Patient:innen bedeute das Leistungskürzungen; Impfungen, starke Schmerzmittel (BtM), Rezepturen und umfangreiche Medikationsberatungen seien dann nicht mehr jederzeit zu bekommen. „Das ist der Weg in eine Zwei-Klassen-Versorgung: Wer Glück hat, hat eine echte Apotheke in der Nähe, und alle anderen lediglich Schein-Apotheken, in denen keine Apotheker sind“, so Hruby.

PDL der richtige Weg, aber nur mit Approbierten

Auch Spahn hatte während seiner Zeit als Gesundheitsminister das Apothekenhonorar nicht verbessert – zu lange sei hier nichts passiert, viele Apotheken sind in eine Schieflage gerutscht – trotz ihres staatlichen Auftrages, warnte die Inhaberin. In Spahns Amtszeit habe der Systemwechsel aber weg von der Honorierung pro Packung begonnen, hin zu zunehmend vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) – für Hruby der richtige Weg, die Versorgung durch präventive Angebote zu verbessern.

Die Inhaberin findet es kurios, dass Lauterbach beispielsweise innerhalb des Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) weitere Präventionsleistungen durch die Apotheken plant, gleichzeitig aber Approbierte einsparen will, die dafür nötig sind. Nur mit wirtschaftlich gesunden Apotheken und mit Approbierten seien pharmazeutische Leistungen aber überhaupt machbar, mahnt Hruby.

Zudem ärgere sich das Apothekenpersonal weiter mit dem zeitaufwendigen und kostenintensiven Management der vielen Lieferengpässe herum. Hier brauche es laut Hruby mehr Handlungsfreiheiten, um schnell und unkompliziert und ohne lange Rücksprachen mit den Praxen zu versorgen, so wie es auch während der Corona-Pandemie möglich war.

Spahn bewertet Reform nicht

Öffentliche Äußerungen Spahns zur Politik Lauterbachs gebe es nicht, da sich das aus seiner Sicht nicht gehört. „Er hat sich aber an diesem Tag viel Zeit genommen, war vor allem an den Wünschen und Sorgen meiner Mitarbeiter interessiert und kennt sich fachlich nach wie vor bestens aus“, so Hrubys Fazit nach dem Besuch. Notwendig war eine öffentliche Schelte wohl auch gar nicht: Andere Vertreter:innen aus CDU und CSU haben sich bereits klar gegen die Apothekenreform in ihrer aktuellen Fassung ausgesprochen.

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