Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich mit der Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), Gabriele Overwiening, getroffen. Overwiening nutzte das Gespräch, um den Minister auf das Apothekensterben in seiner Heimatregion hinzuweisen.
Spahn und Overwiening kennen sich seit Jahren: Sie kommen aus dem selben Wahlkreis, Steinfort I - Borken I, und leben nur 25 Kilometer voneinander entfernt. Es war jedoch der erste Termin, zu dem Spahn sie als Gesundheitsminister empfing. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen Fragen der wohnortnahen Versorgung und der Digitalisierung im Gesundheitswesen, teilte die Kammer mit.
Dabei wies Overwiening den CDU-Politiker auch auf die nach ihrer Aussage kritische Entwicklung der Apothekenzahlen in Westfalen-Lippe hin: Allein von Januar bis April schlossen dort 15 Apotheken – während nur eine einzige neu eröffnet wurde. Es sei das 13. Jahr in Serie, in dem sich die Zahl der Offizinen verringerte. 1959 gibt es noch in Westfalen-Lippe. „Damit haben wir jetzt in 15 Jahren fast 300 Apotheken verloren“, so Overwiening.
Spahn erwiderte, ein flächendeckendes Apothekennetz sei nicht nur an deren Zahl, sondern auch an deren Verteilung zu beurteilen. Die flächendeckende Versorgung sei aber trotz des Apothekensterbens gesichert, waren sich beide einig. So bestärkte Overwiening auch die Auffassung, dass eine Bedarfsplanung für den Apothekenmarkt nicht erforderlich sei.
Außerdem sicherte sie Spahn Unterstützung bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu: „Wir Apothekerinnen und Apotheker können und werden hierzu einen großen Beitrag leisten, um durch digitale Lösungen die Versorgung der Menschen durch die wohnortnahe Apotheke zu sichern und weiter auszubauen“, so Overwiening. Spahn wies zuvor vor allem auf die Bedeutung des technischen Wandels für die Versorgung hin: „Wir sollten die zunehmende Digitalisierung unserer Lebenswelten nicht als Gefährdung betrachten, sondern als große Chance sehen, die Versorgung der Patienten zu verbessern.“
Overwiening hatte Spahn unmittelbar nach seiner Ernennung zum Minister per Videobotschaft gratuliert. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit – sofern Spahn den Koalitionsvertrag treu umsetze, sagte sie. Weitere Kammerpräsidenten und Verbandsvorsitzende haben bereits um ein Gespräch mit Spahn gebeten – bei Overwiening lag das Treffen in Spahns Wahlkreisbüro aufgrund des regionalen Bezugs und der langjährigen persönlichen Bekanntschaft nahe. Außerdem gilt die Kammerpräsidentin als versierte Standesvertreterin, die auch vor Alleingängen nicht zurückschreckt: Ende vergangenen Jahres präsentierte sie konkrete Vorstellungen zu einer neuen Vergütung, was ihr prompt Ärger aus den eigenen Reihen einbrachte.
Mit der ABDA-Spitze hatte sich Spahn Ende April zusammengesetzt. Über die Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Beim gestrigen ABDA-Sommerfest in der Kreuzberger Heilig Kreuz-Kirche ließ sich Spahn zumindest für einen kurzen Moment blicken, musste aber schnell weiter.
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