Spahn: SPD schaut nur auf urbane Elite dpa/APOTHEKE ADHOC, 17.09.2021 14:14 Uhr
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nutzt die Hauptstadt im Wahlkampf als Bild, um sich vom linken Lager abzugrenzen. „Bei der SPD habe ich den Eindruck, dass sie aus Deutschland ein großes Berlin-Mitte machen will.“
„Die Partei schaut immer weniger auf die Mitte der Gesellschaft, dafür umso mehr auf die urbanen Akademiker. Das ist bei allen drei linken Parteien so“, sagte Spahn im Interview mit der „Welt“. Es drohe ein „paternalistisches Links-Bündnis“ ohne Respekt für den ländlichen Raum. „Das fängt in der Sprache an: Alle drei Mitbewerber reden vom abgehängten ländlichen Raum. Ich komme gerade aus meiner Heimat, dem Münsterland, zurück. Das ist eine sehr lebenswerte, wirtschaftlich starke Region. Die fühlt sich nicht abgehängt und möchte auch nicht als solche bezeichnet werden.“
Spahn antwortete dabei auf die Frage, ob man von einer Partei wie der CDU, die derzeit bei kurz über 20 Prozent stehe, noch von einer Volkspartei sprechen könne. „Bei der Union auf jeden Fall“, sagte Spahn. Er rechne mit einem guten Ergebnis bei der Wahl: „Die Stimmung bessert sich. Die Wählerinnen und Wähler sehen, was auf dem Spiel steht.“ 40 Prozent unentschlossene Wähler seien großes Potenzial für die Union.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz attackierte er als „politischen Erbschleicher“ der Kanzlerin. „Er mimt die Kanzlerin nach und versteckt dahinter die am weitesten links stehende SPD-Führung der letzten 20 Jahre.“ Spahn bezeichnete den Wahlkampf der SPD als „Wählertäuschung“.
Berlin-Mitte gilt als teure Gegend. Dort liegen das Regierungsviertel und viele touristische Ziele. Spahn lebte zuletzt in Berlin-Schöneberg und hatte im vergangenen Jahr für mehr als 4 Millionen Euro eine Villa im Luxusviertel Dahlem gekauft. Gegen die Berichterstattung darüber war er juristisch vorgegangen, weil er es reine Privatsache sei.
Schon 2017 hatte Spahn mit einer Berlin-Äußerung für Gesprächsstoff gesorgt. Damals kritisierte er in der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass er in der Hauptstadt mit der deutschen Sprache bisweilen nicht mehr weiterkomme. „Mir geht es zunehmend auf den Zwirn, dass in manchen Berliner Restaurants die Bedienung nur Englisch spricht.“