Streit um Auffrischungsimpfungen

Spahn fordert Booster-Gipfel

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Berlin -

Zur Forcierung von Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 dringt der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn (CDU) auf ein Bund-Länder-Treffen. Zu wenige Menschen würden bisher das Angebot von Booster-Impfungen wahrnehmen. Zuvor hatte Spahn mit seiner Aufforderung Kritik von Ärzten provoziert, doch das Bundesgesundheitsministerium bestärkte seine Aussagen.

„Aktuelle Daten aus Israel zeigen, dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu brechen“, sagte Spahn der Bild am Sonntag. „Aktuell reicht das Booster-Tempo in Deutschlands Praxen aber nicht. Wir brauchen einen Booster-Gipfel von Bund und Ländern.“ Die Zahl der Geimpften steigt nur noch langsam. Eine Auffrischungsimpfung gegen die mit der Zeit nachlassende Wirkung des Impfstoffes nehmen viel weniger Menschen wahr, als es könnten. Vor allem Risikogruppen wird die Auffrischung des Impfschutzes empfohlen. Die Politik sucht händeringend Konzepte, mehr Menschen dazu zu bewegen. Die Gesundheitsministerkonferenz tagt ab kommenden Donnerstag in Lindau.

Spahn hatte in den vergangenen Tagen wiederholt für Auffrischungsimpfungen geworben. Seiner Meinung nach sollten die Bundesländer Menschen über 60 Jahren, für die dies empfohlen wird, schriftlich einladen. Empfohlen werde eine Auffrischimpfung aber auch für Menschen, die pflegebedürftig seien oder bestimmte Vorerkrankungen hätten, die im Gesundheitswesen arbeiteten oder mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson geimpft worden seien. Für alle anderen sei es aber auch möglich. „Wir haben Impfstoff mehr als genug“, sagte Spahn am Freitag.

Damit zog Spahn Kritik von Ärztevertretern auf sich. „Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für Alle möglich“, sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen.“ Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.

Das Bundesgesundheitsministerium reagierte darauf, indem es Spahn den Rücken stärkte und auf Twitter betonte, dass alle Bürger grundsätzlich Anspruch auf eine Corona-Auffrischungsimpfung hätten. Es bezog sich dabei auf die Impfverordnung. Für einige Personengruppen seien die Auffrischungsimpfungen aber besonders sinnvoll. Das Ministerium verwies dabei auf seine Seite im Internet, auf der diese Personengruppen aufgelistet sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit einer Immunschwäche und Menschen ab 60 Jahren - „nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung“, wie es dort heißt.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte am Samstag via Twitter, man brauche jetzt eine klare Kampagne zur Booster-Impfung für alle über 70-Jährigen. „Für sie ist Booster Wirkung ab jetzt lebensnotwendig, da für sie Durchbruchinfektionen tödlich enden können. Dritte Impfung ein Muss für sie. Andere später dran. Das muss man klar kommunizieren.“ Lauterbach wünscht sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie, die vielfach geschlossenen Impfzentren wieder einzurichten. Die Impfungen kämen viel zu langsam voran, um die stark steigende vierte Welle der Pandemie zu brechen, schrieb er am Samstag auf Twitter. „Wir brauchen schnelle Impfung für Ältere. Ideal wäre Wiederöffnung der Impfzentren.“

Die Zahl der Geimpften steigt nur noch langsam. Eine Auffrischungsimpfung gegen die mit der Zeit nachlassende Wirkung nehmen viel weniger Menschen wahr, als es könnten. Vor allem Risikogruppen wird dies empfohlen. Die Politik sucht händeringend Konzepte, mehr Menschen dazu zu bewegen. Die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland war indes zuletzt stark angestiegen. Zunehmend lauter werden deshalb Sorgen vor erneuten Notlagen in Kliniken geäußert. Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte vor Leichtfertigkeit im Umgang mit der Pandemie.

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