Dem Spahn geht es nur um den Spahn. Sagen böse Zungen. Freundlicher ausgedrückt: Der Spahn, Vorname Jens, will Kanzler nach Angela Merkel werden. In der Heute-Show durfte er sich dem satireverwöhnten ZDF-Publikum vorstellen.
Spätestens seit er von der Jungen Union mit einem Nussknacker bedacht wurde (für die großen Nüsse, die noch zu knacken sind, und auch die kleinen) ist Spahn bei den Zuschauern der Heute-Show bekannt. Nun nutzte der frühere CDU-Gesundheitspolitiker und derzeitige Finanzstaatssekretär das Format für PR in eigener Sache.
Ja, er habe ehrgeizige politische Ziele – wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Und ja, er sei in vielen Talkshows zu Gast, aber längst nicht in jeder. Da wäge er schon ab. Blutjung, so räumte er ein, sei er mit 37 ja nun auch nicht mehr. Er wolle diskutieren, wolle gestalten, er habe Ideen für die Digitalisierung und die Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft. Deswegen wolle er „in Funktion kommen“.
Die SPD habe in den vergangenen vier Jahren viel erreicht, sie müsse nur mehr darüber reden, gab er dem bisherigen und vermutlich künftigen Koalitionspartner mit auf den Weg. Deutschland sei ein tolles Land, das man doch gerne regiere. Es wäre schön, wenn die SPD sich entscheiden könne mitzuregieren, warb er für die Große Koalition – auch wenn er keinen Hehl daraus machte, dass das auf Dauer für ihn keine Option ist.
Die Menschen wollten eine Auswahl, und mit dem Verlust von 14 Prozent über beide Parteien hinweg könne es kein Weiter-so geben, so Spahn. Man habe Vertrauen verloren, es gehe um Sicherheit und Migration und um die Zukunft des Landes. Bislang habe man sich viel mit der Gegenwart beschäftigt, es sei an der Zeit, Antworten für morgen zu liefern. Wenn Union und SPD das verstanden hätten, könne man vorankommen. Ansonsten werde es mühsam, gemeinsam zu regieren, so Spahn.
Von Welke auf seinen neuen Mitbewohner Christian Lindner (FDP) angesprochen, kokettierte Spahn: „Auch Liberale brauchen eine Wohnung.“ Er sei in der Lage, Privates und Politisches zu trennen.
Und dann berichtete er noch von jener Nacht, als die FDP nach vier Wochen „Gruppentherapie“ die Jamaika-Sondierungen verließ. Seine Diagnose: In den Gesprächen seien Welten aufeinander geprallt. Als Union habe man nach zwölf Jahren an der Regierung die Einstellung vertreten, man wisse schon, wie das gehe. Die Grünen dagegen hätten genauso lange nicht regiert. Und die FDP sei nach der politischen Nahtoderfahrung aus vier Jahren außerparlamentarischer Opposition gekommen. Da sei es paradoxe Konsequenz gewesen, dass sich nach dem Abgang der Liberalen ausgerechnet CSU und Grüne in die Arme gefallen seien.
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