AMNOG

Spahn: 200 Millionen Euro von Apotheken Désirée Kietzmann, 09.10.2010 14:18 Uhr

München - 

Die Regierung will die Apotheken bei den geplanten Einsparungen nicht stärker belasten als den Großhandel. Auf dem Deutschen Apothekertag in München stellte der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn ein neues Konzept zur Diskussion: Insgesamt sollten jeweils 200 Millionen Euro bei Großhandel und Apotheken gespart werden. Die Apotheker signalisierten Gesprächsbereitschaft.

Für die Höhe der künftigen Großhandelsvergütung gibt es entsprechend neue Zahlen: Spahn schlug vor, die Vergütung nicht, wie ursprünglich geplant, auf 60 Cent plus 1,7 Prozent, sondern auf 70 Cent plus 3,4 Prozent umzustellen. Bei den Apotheken sollen weitere 200 Millionen Euro generiert werden.

Wie allerdings verhindert werden soll, dass der Großhandel seine Kürzungen wie angekündigt an die Apotheken weiter reicht, blieb offen. Spahns Vorschlag weicht von dem vom Bundesverband des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro) vorgeschlagenen Modell ab: Die Großhändler hatten im April 3,26 Prozent plus einen gestaffelten Fixzuschlag gefordert.

„Rabatte haben mit der Apothekervergütung und dem Versorgungsauftrag nichts zu tun“, argumentierte Spahn. Angesichts von Rabatten zwischen 300 und 600 Millionen Euro gebe es noch Effizienzreserven. Spahn kritisierte zudem die Intransparenz bei diesem Thema. Von allen Seiten kämen verschiedene Zahlen; jeder sage, er sei alleine betroffen.

Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) verteidigte die Großhandelsrabatte. In Anspielung auf die Einführung der packungsbezogenen Vergütung im Jahr 2004 sagte Becker: „8,55 Euro minus 1 Euro Kassenrabatt wäre saubere Umstellung gewesen.“ Durch den geringeren Zuschlag und den höheren Rabatt seien den Apotheken 600 Millionen Euro weggenommen worden, die man sich im Wettbewerb zu zwei Dritteln beim Großhandel wieder geholt habe.

Man sei zu einer Änderung der Arzneimittelpreisverordnung bereit, dann müsse die fehlende Summe allerdings an anderer Stelle hinzukommen, so Becker. Der Ausgleich sei zur Deckung der gestiegenen Kosten notwendig.

Spahn forderte auch qualitative Vorschläge von den Apotheken. Insbesondere auf dem Land und bei der Chroniker-Versorgung könnten die Apotheken mehr leisten: „Wir wollen die Apotheke und die Kompetenz des Heilberuflers nutzen“, so Spahn.

Als Beispiele nannte er Ernährungsberatung, Compliance-Verbesserung und die Spezialisierung auf bestimmte Indikationen wie HIV oder Onkologie. „Ich wäre froh, wenn wir eine Debatte darüber führen können, was wir an Qualität in der Versorgung wollen“, so Spahn. Im Rahmen des AMNOG sei die Apothekenvergütung jedoch kein Thema mehr.