Angesichts des Valsartan-Skandals hat der Wolfgang Späth, der Vorsitzende des Branchenverbandes ProGenerika, bei der Eröffnung der Expopharm dazu aufgerufen, die Rabattverträge der Krankenkassen mit den Herstellern auf den Prüfstand zu stellen: „Es ist an der Zeit, zumindest die Architektur der Rabattverträge in Deutschland zu überdenken.“
Rabattverträge müssten wirtschaftliche Anreize für die Nutzung unterschiedlicher Lieferketten beinhalten. Warum sollten die Krankenkassen nicht den Auftrag bekommen, bei der Auswahl ihrer Rabattvertragspartner künftig sicherzustellen, dass mehr als ein einziger Wirkstoffhersteller in die Versorgung der Patienten eingebunden sei? „Damit kann man einen Fall Valsartan nicht völlig verhindern – aber man kann wieder zu mehr Vielfalt kommen und dadurch die Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung stärken“, sagte Späth.
Die anstehende 2. Runde des Pharmadialogs sei eine gute Plattform für diese Diskussion. Arzneimittelrückrufe seien Routine im Apothekenalltag. Die Causa Valsartan gehe aber weit über das Übliche hinaus. Die Rückrufe von zahlreichen Valsartan-haltigen Arzneimitteln hätten zwar formal auf der Ebene der Handelsstufen stattgefunden, aber de facto seien es auch Rückrufe auf Patientenebene gewesen. „Der Kreis der potentiell betroffenen Patienten war mit rund 900.000 in Deutschland sehr groß und bei der Verunreingung handelt es sich um eine potentiell krebserregende Substanz, die vermutlich seit Langem vorlag“, so Späth.
Deswegen habe nicht nur die pharmazeutische Fachwelt den Vorgang aufmerksam verfolgt, sondern auch die Publikumsmedien. Verunsicherte Patienten hätten oft die Apotheke an erster Stelle um Rat gefragt und „Sie haben viel Zeit in Gespräche und die Suche nach verfügbaren Alternativen investiert – dafür unser besonderer Dank“.
Die entscheidende Frage werde sein, wie man – losgelöst von dem Fall Valsartan – der unübersehbar eingetretenen Marktkonzentration von Wirkstoffherstellern und anderen zuliefernden Firmen entgegenwirken könne. Der Fall Valsartan zeige einer breiteren Öffentlichkeit jetzt auf, was bislang vor allem in Expertenkreisen diskutiert worden sei: „Der überhöhte Kostendruck im Generikabereich hat auf allen Produktionsebenen zu einem Rückgang der Angebotsvielfalt geführt.“ Als Konsequenz der eingetretenen Oligopolisierung könnten die Ausfälle eines Anbieters nicht mehr adäquat durch andere aufgefangen werden. Das System sei risikoanfällig geworden, es fehle an Elastizität – das Risiko für die Versorgungssicherheit steige.
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