Expopharm

Späth: Politik ist für Lieferengpässe verantwortlich

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Düsseldorf -

Der Vorsitzende des Branchenverbandes Pro Generika, Wolfgang Späth, hat die Politik aufgefordert, endlich energisch gegen die anhaltenden Lieferengpässe vorzugehen. „Rabattverträge wurden von der Politik ins Leben gerufen. Wenn jetzt die Auswirkungen eines überhöhten Kostendrucks so unübersehbar die Arzneimittelversorgung gefährden, dann ist es die Aufgabe der Politik, das zu korrigieren. Nur die Politik ist in der Lage, die Spielregeln im Markt zu ändern. Nicht die Dokumentation ist zu verbessern, sondern die Situation“, sagte Späth zur Eröffnung der Expopharm.

Vor rund einem Jahr hätten „Valsartan“, der „Pfuschapotheker von Bottrop“ und „Lunapharm“ die Schlagzeilen in den Medien gefüllt. Vieles davon sei bewältigt, aber bei weitem nicht alle Probleme gelöst. Derzeit liefen Rückrufe von Ranitidinpräparaten, wiederum aufgrund von Verunreinigungen mit einem Nitrosamin. Es lägen bisher nicht genügend Fakten vor, um den Vorgang zu Ranitidin bewerten zu können. Aber es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es wieder zu einer Situation kommt, in der ein Ausfall eines großen Wirkstofflieferanten zu einem Engpass bei dem gesamten Molekül führen werde. „Man kann nur von Glück sprechen, dass Ranitidin heute in der Arzneitherapie keinen herausragenden Stellenwert mehr besitzt und durch andere Arzneimittel leicht zu ersetzen ist. Es bleibt aber die Frage, wie anfällig unser System für Engpässe geworden ist und was man sich vom Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) erwarten darf“, so Späth.

Jetzt sei es natürlich unangebracht, von einem Gesetz, das gerade mal ein paar Wochen in Kraft sei, bereits eine Verbesserung zu erwarten. Aber es erscheine fragwürdig, ob die unverbindlichen Passagen im GSAV ausreichen werden, die Problematik „Lieferengpässe“ erfolgreich anzugehen. Lieferengpässe hätten in den vergangenen zwölf Monaten dramatisch an Bedeutung gewonnen. Betroffen seien unterschiedlichste Marktsegmente: Patentgeschützte Erstanbieterpräparate, Impfstoffe, Importe und das Gros des Marktes, sprich die Generika.

Späth: „Falls man der Situation etwas Positives abgewinnen will, dann ist es wohl die eingetretene Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann. Die Zeit, in der Lieferschwierigkeiten im ambulanten Bereich einfach negiert wurden, sind vorbei.“ Die Frage sei nur, welche Maßnahmen seien idealerweise kurzfristig umsetzbar und führten möglichst ohne unerwünschte Wirkungen zum Erfolg.

An Vorschlägen mangele es grundsätzlich nicht. Die Meldung von Lieferengpässen durch pharmazeutische Unternehmen an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erfolge derzeit auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung und solle, so eine Forderung, in eine verbindliche Vorgabe übergeführt werden. Die BfArM-Website „Gemeldete Lieferengpässe für Humanarzneimittel ohne Impfstoffe“ umfasse derzeit rund 230 aktuell nicht lieferbare Arzneimittel. „Vielleicht würden wir bei zwangsweiser Verpflichtung dann eine deutlich längere Liste sehen, an der Situation selbst – dass die Arzneimittel nicht verfügbar sind – würde sich nichts ändern. Die Dokumentation wäre besser, die Situation unverändert schlecht“, so Späth.

Eine Ausweitung zur Verpflichtung bei der Bevorratung werde immer wieder in die Diskussion eingebracht, Stichwort „Nationale Arzneimittelreserve“. So etwas gebe es in mehreren Ländern, allerdings im Hinblick auf Not- und Katastrophenlagen. Zur Vermeidung von „herkömmlichen“ Lieferengpässen habe es solche Ansätze ebenfalls gegeben, zum Beispiel in Finnland. „Es wurde aber wieder davon Abstand genommen, weil die mit den Auflagen verbundenen Kosten vermehrt zu Marktaustritten von Anbietern geführt haben“, so Späth weiter.

Zudem gebe es Forderungen nach höheren Strafen bei Nichtlieferfähigkeit und vermehrten Nachweisen bezüglich eines bestehenden Lieferkettensystems. Es sei schon interessant, welche Mechanismen man hier ins Rollen bringen wolle. Während in den USA sich alles darum drehe, welche Anreize man schaffen könne, um mehr Unternehmen zum Markteintritt zu motivieren, werde in Deutschland auf Drohszenarien gesetzt. Erhöhte Strafzahlungen führten doch zwangsläufig dazu, dass sich immer mehr Anbieter aus dem Markt zurückziehen würden, da die Risiken in keinem tragbaren Verhältnis zu der Wertschöpfung mehr stünden.

Dabei liegt die Lösung doch eigentlich ganz nahe, zumindest liege sie schon lange auf dem Tisch: Das Risiko von Lieferengpässen ist niedriger, wenn drei Unternehmen an der Versorgung beteiligt sind. Drei Unternehmen haben in der Summe höhere Lagerbestände als nur ein Unternehmen, sagte Späth. Langfristig kann man das Instrument im Sinne „gezielte Zuschläge für unterschiedliche Lieferketten, auch gesonderter Zuschlag für Produkte aus Europa“ weiterentwickeln.

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