Apothekenhonorar: „Müssen Geld ins System geben“ Nadine Tröbitscher, 16.08.2024 13:28 Uhr
In der kommenden Woche soll das Apothekenreformgesetz (ApoRG) ins Kabinett. Dann geht die Arbeit für die Parlamentarier erst richtig los. Für die Gegner der Reform ist es Zeit, die Argumente gegen die Reformpläne zu schärfen. Das taten gestern Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. „Das ApoRG wird so nicht kommen, da arbeiten wir dran. Und auch zeitlich ist es nicht machbar“, machten die Politiker:innen deutlich. Dafür sprachen sie sich für eine Honorarerhöhung und eine Kürzung des Kassenabschlags aus.
Die Apotheken stehen unter Druck, das machen auch Hilferufe aus den Apotheken an Klöckner deutlich. Bei ihren zahlreichen Besuchen habe sie erfahren, wie sehr die Kolleg:innen belastet sind. Gründe sind unter anderem das Skontoverbot, die ausbleibende Honorarerhöhung und die Tatsache, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Von dem Image, den Apotheken gehe es gut, könne keine Rede sein. Rettung ist nicht in Sicht. Für Sorge ist das ApoRG nur eine der vielen Reformen des Bundesgesundheitsministers, die eigentlich keine ist, aber „uns alle betrifft.“
„Alle Akteure sind ‚auf der Zinne‘“, so Sorge in Abwandlung eines Zitats von Lauterbach, das er vor zwei Wochen in Chemnitz über die Apotheken zum Besten gegeben hatte. Und Sorge findet, dass das aus gutem Grund so ist: „Das Apothekenreformgesetz wird so nicht kommen, da arbeiten wir dran. Und auch zeitlich ist es nicht machbar.“ Schon bei der Ankündigung sei klar gewesen, dass alles nur heiße Luft sei. „Ich bin gespannt, ob das ApoRG nächste Woche überhaupt durchs Kabinett geht. Dann geht die Arbeit erst richtig los für die Parlamentarier.“
Laut Sorge ist die Erhöhung und Dynamisierung des Fixums längst überfällig. Das ApoRG behandele das Fixum wie auf einem Basar. Es nur ein bisschen zu erhöhen, bringe nichts – ob es schließlich die geforderten 12 Euro werden, sei dahingestellt. Fest stehe: Das Fixum muss auf einen realistischen Wert erhöht werden, und zwar in erheblichem Maß und nicht in Centbeträgen. „Die Vergütungsstruktur muss gestärkt werden, wir müssen beim Apothekenhonorar Geld ins System geben. Die fehlende Dynamisierung ist für Apotheken existenzbedrohend.“ Schließlich seien die Kosten in allen Bereichen gestiegen, da könne man nicht sagen, die Apotheken bekommen das schon hin. Zudem bringt Sorge eine Halbierung des Kassenabschlags ins Spiel.
Ideen gibt es einige, aber als Opposition könne nur Druck gemacht werden – mit Argumenten aus der Apothekerschaft. Die wollten Sorge und Klöckner gestern einsammeln und sich von den anwesenden Apotheker:innen „fit“ machen lassen. Der Berufsstand müsse wieder mehr Beachtung finden, denn Lauterbach fehle es an Wertschätzung für die Apotheken. „Es ist traurig, dass wir einen Minister haben, dem das völlig egal ist und der beratungsresistent ist.“
Doch die Sorgen unter den Apotheker:innen seien groß. Lauterbach zünde mit seinen Reformplänen viele Nebelkerzen – die Apotheke ohne Apotheker und die Aufweichung des Filialprinzips seien etwas Hochemotionales. Aber dabei trete es zu sehr in den Hintergrund, dass Apotheken mehr Geld brauchen, machte ein Apotheker deutlich. „Ich gebe euch wieder den Apotheker in der Apotheke, aber mehr Geld gibt es nicht“, darauf werde es wohl hinauslaufen, obwohl damit nichts gewonnen sei. Denn die Finanzierung der Apotheke sei das wichtigste Ziel. All das haben Klöckner und Sorge auf dem Zettel und versprechen: „Wir versuchen alles Mögliche.“