Kurz vor Weihnachten hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sein Eckpunktepapier veröffentlicht. Die Vorhaben sorgen für Zündstoff und Fassungslosigkeit – nicht nur bei den Apotheken, sondern auch in der Politik. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, findet klare Worte. „Die Umverteilung von Millionensummen löst kein einziges Versorgungsproblem vor Ort.“ Sofortmaßnahmen fehlen.
„Einmal mehr spielt Minister Lauterbach die Apotheken auf dem Land und in der Stadt gegeneinander aus. Das ist das Letzte, was die Branche in diesem Winter braucht. Die Umverteilung von Millionensummen löst kein einziges Versorgungsproblem vor Ort.“
Mehr als 10 Prozent der deutschen Apotheken defizitär und weitere rund 30 Prozent erwirtschaften weniger als der notwendige kalkulatorische Unternehmerlohn. „Auf Sofortmaßnahmen, um angeschlagenen Apotheken in der jetzigen Lage zu helfen, wartet man weiterhin“, so Sorge. „Bis zum Sommer, wenn sein Gesetz frühestens in Kraft treten dürfte, plant der Minister offenbar keine weiteren Unterstützungsmaßnahmen. Damit ist klar: Ähnlich wie bei den Kliniken schaut der Minister einer kalten Marktbereinigung tatenlos zu. Offensichtlich nimmt er in Kauf, dass die Zahl der Apotheken in Deutschland auch kommendes Jahr weiter sinken wird.“
Hinzukomme, dass der Personal- und Fachkräftemangel bei den Strukturideen des Ministers überhaupt keine Rolle spielen würde. „Statt die Nachwuchsgewinnung zu stärken, wird mittlerweile um Cent-Beträge gefeilscht. All das steht unter dem Damoklesschwert der nach wie vor höchst prekären Haushaltslage im Bund. Für die Apotheken geht mit den neuen Eckpunkten abermals Planungssicherheit verloren.“
Ein Punkt in Lauterbachs Plänen sind Zweigapotheken. Für diese soll eine einfachere Gründung in abgelegenen Orten oder Ortsteilen ohne Apotheke ermöglicht werden. Hinzukommt, dass Apotheken und Filialen auch vorübergehend öffnen können, wenn erfahrene PTA die Arzneimittelabgabe übernehmen und Approbierte via Telepharmazie verfügbar sind. „Dass für den Minister approbierte Apotheker bei der Arzneimittelabgabe scheinbar verzichtbar sind, ist höchst fragwürdig. Die allermeisten Versicherten vertrauen auf den Rat des Apothekers oder der Apothekerin vor Ort.“
„Die geplante Erhöhung des Apothekenfixums bleibt weit unter den Erwartungen der Apothekenverbände, obwohl die letzte Erhöhung über zehn Jahre zurückliegt. Minister Lauterbach wird erklären müssen, wie Apotheken in akuter wirtschaftlicher Schieflage aus einer solchen Ankündigung Hoffnung schöpfen sollen.“
„Es muss alarmieren, wenn Minister Lauterbach von der ‚größten Strukturreform der Apotheken seit 20 Jahren‘ spricht. Auch bei den Krankenhäusern kündigte er eine ‚Revolution‘ an. Der Ausgang ist bekannt.“
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