Besuch der Schloss-Apotheke in Calbe

Sorge (CDU): Wo der Schuh drückt

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Berlin -

Immer wenn Gesundheitspolitiker Apotheken einen Besuch abstatten, bietet dies Gelegenheit, die Sorgen der Pharmazeuten zu adressieren. Beim Besuch der Schloss-Apotheke in Calbe bekam CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge zahlreiche Probleme zu hören, hatte aber auch für die Apotheker einen Rat parat: Sie müssten ihre politischen Anliegen lauter vortragen, deutlicher sagen, wo der Schuh drückt. Die beiden Apotheker Sabine Kuberski und David Alkewitz hatten sich bei Sorge unter anderem über Probleme mit dem Internet beklagt.

Patienten auf dem Land suchten ganz bewusst den Kontakt zu ihrem Apotheker, berichtete die Filialleiterin dem CDU-Politiker: „Sie glauben gar nicht, was wir alles zu hören bekommen. Manchmal kenne ich nicht nur die Patienten- und Krankengeschichte, sondern darüber hinaus auch alle Höhen und Tiefen aus dem Familienleben. Aber genau das macht ja unseren Beruf so spannend. Wir sind gern für unsere Patienten da und freuen uns mit ihnen, wenn wir helfen können.“ Mit diesen Worten beschreibt Nadine Kulke ihre Motivation, Apothekerin mit Leib und Seele zu sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. Als Filialleiterin betreut sie eine von drei Apotheken, die Sabine Kuberski und David Alkewitz in der kleinen Stadt Calbe gehören.

Der 30-jährige David Alkewitz sei erst vor zwei Monaten zum Team dazu gestoßen und werde langfristig die drei Apotheken allein besitzen. Denn Sabine Kuberski möchte höchstens noch zwei Jahre im aktiven Arbeitsleben stehen. Die heute 64-Jährige sei froh, in dem jungen Mann einen Nachfolger gefunden zu haben. „Die Situation hier ist nicht leicht. Alkewitz hatte erst im November 2018 die Stadt-Apotheke übernommen. Das war ein Glücksfall. Die bisherige Eigentümerin war schon fast 70 Jahre alt und suchte seit Jahren einen Nachfolger, ehe sie endlich fündig geworden ist“, beschreibt Sabine Kuberski die prekäre Lage der örtlichen Nachfolgersuche.

Seinen Schritt in die Selbständigkeit beschrieb Alkewitz so: „Ich bin hier geboren und war jahrelang in der Industrie tätig. In diesem Job fehlte mir allerdings der direkte Kundenkontakt. Unser Nachwuchs war schließlich der Grund für die Veränderung. Meine Frau ist weiterhin als Apothekerin in der Industrie beschäftigt. Aber beide in diesen Jobs, das funktionierte nicht. Wir konnten nicht verlässlich planen. Also bin ich den Schritt in die Selbständigkeit gegangen, wohl wissend, dass große Veränderungen auf die Apotheken zukommen werden.“

Bei seinem Apothekenbesuch wollte sich Sorge, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages, selbst ein Bild von einer Apotheke in seinem Wahlkreis mit typisch ländlicher Struktur machen. Der Politiker begrüßte die proaktive Strategie der Apotheker, um sich für eine langfristige und sichere Versorgung einzusetzen. „Doch ich vermisse die lautstarken Stimmen. Sie müssen viel deutlicher nach außen tragen, wo es drückt. Einerseits um gegenüber den Krankenkassen eine stärkere Macht zu sein und andererseits, um der Politik noch deutlicher zu sagen, wie schwer Sie es in Ihrem Alltag haben.“

Alkewitz prangerte unter anderem die schlechte technische Infrastruktur an, mit der er täglich zu kämpfen hat. „Ich habe teilweise kein stabiles Internet in meiner Apotheke. Wie soll ich bei Securpharm prüfen, ob das Arzneimittel echt ist? Wir brauchen zuerst eine zuverlässige und schnelle Internetverbindung. Erst dann könne über weitere Lösungen wie der elektronischen Patientenkarte nachgedacht werden. So lange wir im Datennetz noch so abgehängt sind, wird sich wenig digital entwickeln können. Egal was in Berlin geplant und verabschiedet wird.“

Der junge Apotheker wisse, dass seine Arbeitsaufgaben neben der reinen Arzneimittelberatung und -abgabe demnächst viel breiter aufgestellt sein werden, heißt es in der Mitteilung: „Mir ist klar, dass wir weitere Leistungen in der Apotheke anbieten müssen, um gegenüber der Konkurrenz der Versender bestehen zu können. Selbst wenn die Politik dafür sorgt, dass überall gleiche Preise für Arzneimittel gelten und Boni nicht gegeben werden dürfen, so weht uns doch ein starker Wind ins Gesicht. Aber wir werden für unsere Patienten Wege finden, damit eine sichere und zuverlässige Versorgung und persönliche Betreuung gewährleistet bleibt.“

Alkewitz erläutert das Sorge an einem Beispiel: Der Enkel solle für die Großeltern ein Rezept abholen. Dieses jedoch komme wahrscheinlich nicht in der örtlichen Apotheke an, wenn es keine zuverlässigen Lösungen gebe. Der Enkel zücke nämlich zuerst sein Handy und „organisiere“ die Rezept-Einlösung digital. Er kläre dann die Großeltern auf, wie rückständig sie seien, wenn sie noch selbst in die Apotheke gehen. „Den Wert der Vor-Ort-Versorgung mit der persönlichen Beratung erkennt der junge Mann zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Hier müssen wir Apotheker viel mehr Aufklärung leisten, damit das Kind nicht gänzlich in den Brunnen fällt und die regionale Versorgung bestehen bleiben kann“, so Alkewitz.

Thomas Rößler, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt nutzte den Gesprächstermin, um Sorge im Namen des LAV-Vorstands auf einen aktuellen Änderungsantrag zum TSVG aufmerksam zu machen. Danach soll in der Arzneimittelpreisverordnung festgehalten werden, dass die Apotheker bei der Abgabe von saisonalen Grippeimpfstoffen an Ärzte höchstens einen Zuschlag von einem Euro je Einzeldosis berechnen dürfen, maximal jedoch nur 75 Euro pro Verordnungszeile. „Eine solche Honorardeckelung verkenne völlig den Aufwand, die die Apotheken im Zusammenhang mit der Lagerung und Auslieferung von Grippeimpfstoffen haben. Darüber hinaus führe eine Deckelung der apothekerlichen Vergütung die zwischen den Krankenkassen und dem LAV Sachsen-Anhalt kurz vor dem Abschluss befindlichen Verhandlungen für eine rechtzeitige und möglichst 100-prozentige Vorbestellung der Grippeimpfstoffe durch die Ärzte für die kommende Grippeimpfstoffsaison bis Ende März 2019 ad absurdum. Wenn wir für die kommende Saison 2019/20 Versorgungssicherheit haben wollen, müssen diese Regelungen zur Grippeimpfstoffver-sorgung aus dem Entwurf des TSVG heraus.“

Apothekerin Kuberski verabschiedete den CDU-Bundestagsangeordneten mit den Worten: „Wir Apotheker sind Leid und Pein seit Jahrhunderten gewöhnt. Aber wir sind ausgebildet, um Lösungen zu finden. Und wenn Sie uns dabei helfen wollen und können, dann bleiben wir optimistisch.“ Tino Sorge versprach, weiterhin ein offenes Ohr für die Belange der Apotheker zu haben und warb dafür, bei auftretenden Problemen umgehend den direkten Kontakt zu ihm zu suchen.

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