Gesundheitspolitischer Sprecher der Union

Sorge (CDU): Jagdkurs statt Bundestagsdebatte

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Magedburg/Berlin -

Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge (CDU), hat im September 2020 an mehreren Sitzungstagen im Parlament gefehlt und in dieser Zeit einen Intensivkurs an einer Jagdschule besucht. Das räumte Sorge nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur ein.

„Rückblickend würde ich Kollisionen wie diese nach Möglichkeit vermeiden“, teilte er auf Anfrage mit. Die Ausübung seines Abgeordnetenmandats sei zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt gewesen, sagte Sorge. Der 46-Jährige ist seit Dezember gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und war zuvor bereits im Gesundheitsausschuss aktiv.

Das Fehlen des Magdeburger Abgeordneten sorgte parteiintern für Kritik. CDU-Landeschef Sven Schulze habe noch als Generalsekretär im Herbst 2020 ein „ernstes Gespräch“ mit Sorge geführt, heißt es in Parteikreisen. Schulze bestätigte, dass er nach einem Hinweis aus Berlin ein solches Gespräch geführt hat. Die Inhalte sollen aber intern bleiben. „Was Tino Sorge gemacht hat in der Zeit, dafür ist er als Abgeordneter selber verantwortlich“, sagte Schulze.

Laut den Plenarprotokollen hat sich Sorge für die Sitzungen des Bundestags am 11. sowie 16. bis 18. September entschuldigt. Der zweiwöchige Intensivkurs fand ab dem 11. September an der Jagd- und Naturschule in Schönebeck (Salzlandkreis) statt. Die Stadt liegt im Wahlkreis des CDU-Politikers. Am 18. September stand im Parlament das Krankenhauszukunftsgesetz auf der Tagesordnung.

Sorges Abwesenheit im Bundestag fiel unmittelbar in die Zeit nach der zweimonatigen Sommerpause des Parlaments. „Dass der Jagdkurs teilweise an Sitzungstagen stattfinden musste, ist auf eine Verschiebung seitens der Organisatoren zurückzuführen“, teilte Sorge mit. Ursprünglich sei der Kurs für die sitzungsfreie Zeit terminiert gewesen.

In der Landespartei wird Sorges Fehlen kritisch diskutiert, offiziell äußern sich jedoch nur wenige Politiker dazu. Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) wollte den Vorfall nicht kommentieren, bezeichnete es aber grundsätzlich als „Unding“, wenn private Hobbys über die Abgeordnetentätigkeit gestellt würden. „Für mich steht die parlamentarische Arbeit an erster Stelle. Eine solche Haltung empfehle ich auch jedem anderen Abgeordneten“, sagte er.

Wie die Bundestagsverwaltung auf Anfrage mitteilte, wird die Kostenpauschale gekürzt, wenn Abgeordnete an Plenarsitzungstagen fehlen. „Bei entschuldigtem Fehlen“ seien es 100 Euro pro Plenarsitzungstag, sagte ein Sprecher. „Ich persönlich habe in über acht Jahren als Bundestagsabgeordneter nur an sehr wenigen Sitzungstagen gefehlt – stets entschuldigt“, teilte Sorge mit.

Am 9. Oktober 2020 entschuldigte sich Sorge im Bundestag erneut. An diesem Tag wurden im Salzlandkreis Jägerprüfungen durchgeführt.

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