Die Ampel ist Geschichte – und das ist nach Ansicht vieler Wählerinnen und Wähler gut so. Auch die Apothekenteams sind mehrheitlich froh, dass das Experiment nach den Querelen der vergangenen Wochen und Monate zu Ende ist. Was das für Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Parteien bedeutet, zeigt eine aktuelle aposcope-Befragung. Zumindest bei den Inhaberinnen und Inhabern gibt es zwei klare Gewinner.
Laut Befragung erhält die Ampel von den Apothekerinnen und Apothekern, PTA und PKA insgesamt die Schulnote 4,6 und damit ein vernichtendes „Mangelhaft“. Jede:r zweite Teilnehmende sieht das Aus für die Ampel positiv, 22,9 Prozent sehen den Bruch der Koalition neutral, 18 Prozent negativ. 8,7 Prozent haben dazu keine Meinung.
Weniger eindeutig fällt die Bewertung für die Gesundheitsbranche aus: 34,5 Prozent finden das Ende der Koalition positiv für die Gesundheitsberufe, gegenüber 15,1 Prozent, die es negativ sehen. Bezogen auf die Vor-Ort-Apotheken liegt die Zustimmung bei 36,5 Prozent und die Ablehnung bei 15,4 Prozent.
Allgemein sitzt der Schock tief: 81,4 Prozent fühlen sich verunsichert, 56,5 Prozent sind fassungslos. Bedauern verspüren nur 41,2 Prozent, jeweils knapp jede:r Zweite empfindet Hoffnungslosigkeit (47,5 Prozent), Angst (48,4 Prozent) und Wut (47,8 Prozent). Freude verspüren gerade einmal 18 Prozent, auch Sicherheit sieht nur eine Minderheit von 8,4 Prozent. Und nur 22 Prozent sehen das Ganze optimistisch. Tendenziell wird das Aus der Ampel von den befragten Inhaberinnen und Inhabern positiver gesehen; entsprechend geringer sind auch die Ängste und Sorgen.
Allerdings wird die Krise von den Teilnehmenden auch als Chance wahrgenommen: 62,3 Prozent hoffen auf positive Veränderungen, 68,7 erwarten jetzt einen Neuanfang. Sorge vor einem Rechtsruck der Gesellschaft haben 69,9 Prozent, Sorgen vor einem Linksruck immerhin 27,2 Prozent. Alles in allem sorgen sich 61,4 Prozent um die Demokratie.
Keinesfalls sollte das Thema auf die lange Bank geschoben werden: 55,7 Prozent fordern sofortige Neuwahlen, bei den Inhaberinnen und Inhabern sind es sogar 74,5 Prozent. Neuwahlen erst im Frühjahr befüworten 21,2 Prozent aller Teilnehmenden, eine Minderheitsregierung bis zum regulären Wahltermin 5,5 Prozent und eine neue Regierung mit anderer Regierungskoalition ohne Neuwahlen (konstruktives Misstrauensvotum) 7,8 Prozent. 9,9 Prozent trauen sich keine Einschätzung zu.
Sollte Olaf Scholz (SPD) Bundeskanzler bleiben? Nein, finden 69 Prozent, nur 10,4 Prozent wären dafür. Neun von zehn Inhaberinnen und Inhabern haben mit ihm abgeschlossen (88,2 Prozent).
Und diese Gruppe ist es auch, in der jede:r Zweite das Verhalten von FDP-Chef Christian Lindner positiv sieht (51 Prozent). 23,5 Prozent finden entsprechend, dass seine Partei bei den Neuwahlen profitieren könnte. Unter allen Teilnehmenden sehen nur 22,6 Prozent das Vorgehen des ehemaligen Finanzministers positiv, 35,9 Prozent aber negativ. Entsprechend sehen auch nur 12,2 Prozent einen Nutzen für die Liberalen.
Genau diese Bewertung schlägt sich auch im Wahlverhalten nieder. Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen CDU/CSU bei den befragten Berufsgruppen aus der Apotheke auf 30,4 Prozent. Zweitstärkste Kraft wären die Grünen mit 12,8 Prozent. Die AfD würde 6,7 Prozent holen, alle anderen Parteien wären nicht mehr im Bundestag vertreten: Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) käme auf 3,5 Prozent, die SPD auf 3,2 Prozent, die FDP auf 2,9 Prozent. Die Freien Wähler würden 2,3 Prozent holen, Die Linke 1,4 Prozent und sonstige Parteien ebenfalls 1,4 Prozent. Und 35,4 Prozent sind noch unentschlossen.
Unter den Inhaberinnen und Inhabern käme die Union sogar auf 49 Prozent, vor der AfD mit 9,8 Prozent und der FDP und den Grünen mit jeweils 7,8 Prozent. Die SPD erhielt in dieser Gruppe der Selbstständigen keine einzige Stimme; der Anteil der Unentschlossenen liegt hier bei 17,6 Prozent. Bemerkenswert ist auch, dass bei den PTA und PKA fast jede:r Zweite derzeit nicht wüsste, wem er oder sie die Stimme geben sollte (46,7 und 48,9 Prozent).
Wen wünschen sich die Befragten als neuen Kanzler? Hier wurde in offener Frage mit großem Abstand am häufigsten Friedrich Merz (CDU) genannt, vor Robert Habeck (Grüne) und Markus Söder (CSU). Auch die frühere Kanzlerin Angela Merkel wurde genannt, häufiger noch als ihr Nachfolger Scholz oder Boris Pistorius (SPD).
Das Gesundheitsministerium jedenfalls sollte an die Union gehen, findet ein Drittel der Befragten (32,5 Prozent). Mit großem Abstand wurden SPD (5,8 Prozent) und Grüne (5,5 Prozent) genannt. Unter den Inhaberinnen und Inhabern ist sogar eine Mehrheit von 51 Prozent der Meinung, dass das Ressort in die Hände von CDU/CSU gehört, vor FDP und AfD mit je 9,8 Prozent. Wieder an SPD? 0 Prozent. Auch hier gibt es eine hohe Quote an Unentschlossenen (43,2 Prozent; Inhaber:innen: 23,5 Prozent).
Als Favoriten gilt übrigens Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) mit 5,5 Prozent. Unter den Inhaberinnen und Inhabern hätte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge, mit 11,8 Prozent knapp die Nase vorn (Gerlach: 9,8 Prozent). Allerdings trauten sich bei dieser Frage die meisten Teilnehmenden noch keine Meinung zu (79,4 Prozent; Inhaber:innen: 72,5 Prozent).
Am 11. und 12. November stimmten insgesamt 345 verifizierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab, darunter 150 Apothekerinnen und Apotheker (davon 51 Inhaberinnen und Inhaber) sowie 150 PTA und 45 PKA.