Abda, Avoxa, Dapi, ZL: Über ihre Kammern und Verbände werden die Apotheken für verschiedene Institutionen zur Kasse gebeten. Doch in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe sind viele Inhaberinnen und Inhaber immer weniger bereit, sich Angebote mit überschaubarem Nutzen zu leisten. Die Apothekerkammer in Schleswig-Holstein schafft jetzt Fakten und steigt zum Jahresende beim Deutschen Arzneiprüfinstitut (Dapi) aus. Dagegen sollen die Mitglieder beim Millioneninvest für das Zentrallaboratorium (ZL) über eine Sonderumlage herangezogen werden.
Bei der Kammerversammlung im Juni in Kiel wurde mehrheitlich entschieden, dass die AKSH zum Jahresende aus dem Deutschen Arzneiprüfinstitut (Dapi) austritt. Geschäftsführer Dr. Felix-Alexander Litty hatte zuvor erklärt, dass die statistischen Auswertungen von der Geschäftsstelle kaum genutzt würden. Daher seien die Kosten nicht zu rechtfertigen. Dr. Peter Froese hatte sich für ein weiteres Engagement ausgesprochen; der frühere Vorsitzende des Landesapothekerverbands ist selbst im Dapi-Vorstand und war vorübergehend sogar dessen Vorsitzender.
Was das ZL angeht, stimmten die Delegierten dagegen mehrheitlich für weitere Investitionen im Zusammenhang mit erforderlichen Sanierungsmaßnahmen am Gebäude in Eschborn. Mit dem Haushaltsplan soll im November eine Sonderumlage beschlossen werden, die analog zur Beitragsverteilung ausgestaltet werden soll. Zuschüsse aus Reserven der Kammer wird es laut Litty nicht geben; die Kosten müssten alleine die Betriebe und Angestellten tragen.
Die ZL-Vorsitzende Dr. Mona Abdel-Tawab hatte in der Kammerversammlung anhand von Bildern die Schäden am Gebäude gezeigt und über den Umfang und die Kosten der einzelnen Sanierungsmaßnahmen informiert. Während die Delegierten über die Nutzung des Angebots diskutierten, warb Tawab für ein weiteres Engagement: Gerade bei Biopharmazeutika und Kombinationsarzneimitteln, aber auch bei neuen Aufgaben wie dem 3D-Druck könne das ZL wertvolle Unterstützung leisten.
Im Frühjahr war die Diskussion um die Sanierung des ZL-Gebäudes aufgekommen, die je nach Umfang bis zu 8 Millionen Euro kosten könne und von den Kammern gezahlt werden müsste, die – neben einigen Privatpersonen – die Träger des ZL sind. Das Thema wurde seinerzeit vertagt, seitdem werben Tawab und der ZL-Vorsitzende Dr. Armin Hoffmann (Apothekerkammer Nordrhein) bei den Kammerversammlungen um Unterstützung. Insbesondere in Hamburg wehrt man sich gegen die Kosten und stellte sogar die Zukunft des ZL und seiner Ringversuche insgesamt in Frage.
Auch beim Dapi gibt es zunehmend Skepsis. Die Kammer in Schleswig-Holstein ist nicht die erste Mitgliedsorganisation, die sich beim Dapi raushält. Auch die Kammern in Hamburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind keine Mitglieder, genauso wie der Verband in Bremen. Das Saarland ist gar nicht vertreten. Insgesamt sind nur 13 Kammern und 15 Verbände beim Dapi engagiert. Die Beiträge dürften allerdings überschaubar sein; rund 200.000 Euro spendet die Abda im Durchschnitt pro Jahr.
Beide Organisationen standen eine Zeitlang in direkter Konkurrenz zueinander, denn nach der Gründung im Jahr 1953 standen beim Dapi zunächst analytische Einzel- und Reihenuntersuchungen im eigenen Labor im Fokus, was sich später mit dem ZL überschnitt. Erst in den 1990er-Jahren konnte die Konkurrenzsituation aufgelöst werden: Seitdem erstellt das Dapi vor allem pharmakoepidemiologische und -ökonomische Analysen, die vor allem für Verhandlungen mit Politik und Kassen genutzt werden sollen.
Dazu werden anonymisierte Verordnungsdaten ausgewertet, die von den Rechenzentren geliefert werden. Seit Ende 2003 wird mit der „Dapi-Statistik“ eine monatliche Standardauswertung an die Landesapothekerkammern und -verbände verschickt; seit 2005 werden auch gezielte Analysen zu bestimmten Schwerpunktthemen durchgeführt.