Der August ist ein Reisemonat. Auch Politiker nutzen die sitzungsfreie Zeit – und einige wählten als Ausflugsziel ein Unternehmen in der Pharmabranche. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) war beim Biotechnologiekonzern Qiagen. Auch Sanofi und B. Braun hatten in diesem Jahr schon Besucher aus der Bundesregierung.
Gröhe informierte sich bei Qiagen im nordrhein-westfälischen Hilden über die Möglichkeiten der Diagnostik auf Molekularebene, die einer besseren und kostengünstigeren Patientenbehandlung dienen sollen. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit Vorstandschef Peer Schatz stand die Frage, wie die verfügbaren genomischen Datenmengen im deutschen Gesundheitssystem besser genutzt werden könnten. Gröhe sprach sich dafür aus, Chancen und Risiken der neuen Technologie sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Schatz schlug vor, die Genomdaten von 10.000 deutschen Patienten in einer Cloud Ärzten zugänglich zu machen. So könnte bei schwierigen Diagnosen auch auf molekularer Ebene nach Therapieoptionen gesucht werden. Am Ende des Besuchs überreichte Schatz dem Minister einen Spendengutschein über 500 Tuberkulose-Tests für Flüchtlinge im Bereich des Gesundheitsamts Mettmann.
Auch Vize-Kanzler und SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel nutzte den August für den Besuch eines Pharmakonzerns. Er war im hessischen Melsungen beim Medizinprodukte-Hersteller B. Braun. Gabriel besichtigte die Infusionslösungsfertigung LIFE. Im Anschluss diskutierte er mit dem Vorstandsvorsitzenden Professor Dr. Heinz-Walter Große und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Professor Dr. Ludwig Georg Braun wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen.
Gabriel interessierte sich insbesondere für die Ausbildung im Unternehmen und das Thema Digitalisierung und Industrie 4.0. Ein Schwerpunkt beim Rundgang war zudem Sicherheit im Krankenhaus und die Lösungen, mit denen B. Braun Gesundheitsrisiken für Patienten und Personal minimieren will.
Dr. Reiner Haseloff (CDU), Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, hat im vergangenen Monat den Bayer-Standort in Bitterfeld besichtigt. Anlass war das 20-jährige Jubliläum der Produktionsstätte – sowie die 100-milliardste Tablette aus Bitterfeld. Sämtliche Darreichungsformen von Aspirin werden mittlerweile dort hergestellt. Zu Geschäftsführer Dr. Christian Schleicher sagte der Minister, dass Bayer für das Land Sachsen-Anhalt ein starker Wirtschaftsfaktor und wichtiger Arbeitgeber sei.
Besuche in Pharmaunternehmen stehen auch außerhalb des Sommers auf den Agenden einiger Politiker: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte im Vorfeld des G7-Gipfels im Mai die Frankfurter Niederlassung des französischen Pharmakonzerns Sanofi. Dort hat sie sich über die neuesten Entwicklungen der Antibiotika-Forschung informiert und eine Anlage zur Abfüllung steriler Arzneimittel eingeweiht, die für Sanofis Insulin Toujeo eingesetzt wird.
Ebenfalls im Mai war der baden-württembergische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident, Dr. Nils Schmid (SPD), zu Gast beim Generikakonzern Teva in Ulm. Er sprach mit Deutschlandchef Dr. Markus Leyck Dieken über die Zukunftsperspektiven der Generikaindustrie. Eine Delegation aus SPD-Abgeordneten, darunter die Bundestagsabgeordnete Caren Marks und Marco Brunotte, Landtagsabgeordneter in Niedersachsen, besuchten im selben Monat die Niederlassung des Großhändlers Sanacorp in Hannover.
Schon im vergangenen September war der Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (SPD), auf seiner Sommerreise beim auf Arzt- und Apotheken spezialisierten Softwareanbieter CompuGroup Medical (CGM). Beim in Koblenz ansässigen Mutterkonzern von Lauer-Fischer informierte sich der Minister über den aktuellen Stand zum Aufbau der „Telematik-Infrastruktur“.
Im April vergangenen Jahres war EU-Parlamentarierin Martina Werner (SPD) zu Gast beim Privatgroßhändler Spangropharm. Mit Reiner Dilchert, dem Geschäftsführer von Spangropharm, Ralph-D. Schüller von Ebert+Jacobi sowie Lokalpolitikern besichtigte Werner den Betrieb und informierte sich über Verbraucherschutz, Rabattverträge, die Wettbewerbssituation im Pharmagroßhandel und die Ursachen von Lieferengpässen.
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