Der Sommer geht zu Ende und der Wahlkampf in die heiße Phase. In viereinhalb Wochen wird der neue Bundestag gewählt. Heute bricht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wieder zu seiner traditionellen Sommerreise auf. Dieses Jahr geht es von Berlin über Magdeburg, Hannover und Gelsenkirchen in seine Heimatstadt Neuss. Dort möchte Gröhe irgendwann einmal Schützenkönig werden. Bis es so weit ist, will erst erst einmal Minister in der neuen Bundesregierung unter Angela Merkel bleiben.
Zum Auftakt seiner Deutschland-Tour besucht Gröhe die Klinik für Anästesiologie der Berliner Charité. Dort hat die Arbeitsgruppe „Wirksam regieren“ des Bundeskanzleramtes im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums ein Projekt gegen die gefährlichen Krankenhauskeime ins Leben gerufen. Ziel ist die Förderung der Infektionsprävention und Förderung der Umsetzung der Hygienestandards durch einen Kulturwandel auf Intensivstationen. Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und des Robert Koch-Instituts zur Händehygiene sollen auf den Intensivstationen besser umgesetzt werden, um Infektionen mit resistenten wie nicht-resistenten Keimen zu reduzieren.
„Regeln sind nur Korsettstangen“, sagte Gröhe zum Auftakt des Besuches der Intensivstation, „es kommt darauf an, die Normen so zu gestalten, dass sie als Anreiz zur Umsetzung verstanden werden.“ 2015 hatte das BMG einen 10-Punkte-Plan gegen Krankenhausinfektionen ins Leben gerufen. In der Berliner Charité wurde dazu ein Pilotprojekt eingerichtet.
Die Intensivstationen führen jetzt regelmäßige Teammeetings durch. Ärzte und Pflegepersonal arbeiten gemeinsam und konkret an der Verbesserung von Arbeitsabläufen und der Händehygiene. Die Team-Lösungen werden gemeinsam umgesetzt, die Ergebnisse gemessen und im nächsten Teammeeting besprochen. Mitwirkung und Motivation werden gestärkt.
Die Zwischenergebnisse weisen erhebliche Erfolge aus: Die Hygienen-Compliance wurde von 57 auf 84 Prozent verbessert. Das heißt, in 84 von 100 Aktionen auf der Intensivstation der Charité werden jetzt die Hygiene-Regeln eingehalten. Gleichzeitig sanken die Infektionsraten. Bei Blutvergiftungen um 61 Prozent, bei Harnwegsinfektionen um 72 Prozent und bei Atemwegsinfektionen um 16 Prozent.
Für die Ärzte und Pflegekräfte auf der Intensivstation der Charité hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse. Bei einer normalen Schicht entfallen jetzt knapp eine Stunde Arbeitszeit auf die Desinfektion der Hände. Dazu wurden nicht nur überall Hinweise angebracht. Die automatischen Desinfektionsmittelspender sind Wlan-gesteuert und registrierten den Verbrauch und die Nutzung in jedem Zimmer der Intensivstation. Die so erhobenen Daten bieten die Grundlage für weitere Verbesserungen.
Jedes Jahr kommt es in Deutschland laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu 440.000 bis 600.000 Krankenhausinfektionen. Circa 15.000 Patienten sterben daran. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass rund ein Drittel der Infektionen mit resistenten oder nicht-resistenten Keimen vermeidbar wäre.
Eine weitere Station von Gröhes Sommerreise ist die Uni Magdeburg. Dort wird Professor Dr. Michael Schmeißer über neueste Erkenntnisse im Kampf gegen seltene Erkrankungen informieren. Am Abend geht es in Hannover in der „Digitalen Zukunftswerkstadt“ um Gesundheits-Start-ups. An der Medizinischen Hochschule Hannover informiert sich Gröhe am nächsten morgen über die Fortschritte bei Nierentransplantationen. In Burgwedel besucht er anschließend den Impfstoffhersteller MSD.
In Gelsenkirchen schaut Gröhe bei der Gerald-Asamoah-Stiftung des früheren Fußballspielers vorbei, die sich um herzkranke Kinder kümmert. Auf der Insel Hombroich in der Nähe von Neuss lässt sich Gröhe von „Jogging-Guru“ Achim Achilles alias Hajo Schumacher und Professor Dr. Andreas Kruse über die „Zukunft des Alterns“ und die „Vermessung des Körpers“ unterrichten. Zum Abschluss der Reise geht es im Lukas-Krankenhaus in Neuss um den Datenschutz und die Folge einer Cyberattacke.
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