Sommerreise

Gröhe mit Bus und Bahn auf High-Tech-Tour

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Berlin -

Kürzlich flog Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) über den Atlantik, um sich in den USA über neueste Methoden und Forschungsergebnisse der Medizin zu informieren. Ab heute nimmt er Bus und Bahn für seine zweite Sommertour quer durch Deutschland – von Berlin geht es über Leipzig nach Frankfurt am Main und Heidelberg und wieder zurück nach Frankfurt zur Notfallmedizin am Airport. High-Tech-Medizin, Sterneküche, Flüchtlingsbetreuung und Big Data stehen auf dem diesjährigen Reiseplan.

Zum Auftakt seiner Deutschland-Tour besucht Gröhe das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und damit den in der Wissenschaftspresse gefeierten Durchbruch des Jahres 2015: Die Entdeckung der programmierbaren Gen-Schere CRISPR-Cas9 – eine biochemische Methode für die gezielte Bearbeitung von Genen. Die CRISPR genannte Gene-Editing-Technik ermöglicht es, das Erbgut sämtlicher Organismen – Bakterien, Tiere, Pflanzen und Menschen – zu verändern.

Entwickelt wurde die Technik unter anderem von Professor Dr. Emmanuelle Charpentier, seit 1. Oktober Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Mit CRISPR können Forscher Gene ausschalten, defekte durch intakte DNA-Teile ersetzen oder neue Gensequenzen einfügen.

Das einfache und zudem preisgünstige Verfahren ist wegen seien Chancen aber auch Risiken in der Diskussion. So können etwa Insekten so verändern werden, dass sie keine Krankheiten mehr übertragen können. Viel Kritik ernteten hingegen chinesische Forscher, die mit CRISPR einen Embryo gentechnisch verändert hatten.

„Es ist typisch für Deutschland, die Risiken einer neuen Technik zunächst stärker zu betonen als die Chancen“, sagte Gröhe. „Unsere ethischen Regeln sind ausreichend für die Technik der Gen-Schere. Neue Gesetze sind nicht erforderlich.“ Vielmehr müsse man darauf achten, die Chancen nicht zu verstellen. „Wir sollten stolz darauf sein, mit Frau Charpentier eine herausragende französische Wissenschaftlerin in Berlin zu haben“, so der Minister.

Für Professor Dr. Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, ist die Gen-Schere ein wissenschaftlicher Durchbruch, der Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesellschaft haben werde. Nicht nur in das Genmaterial von Bakterien, Pflanzen und Tieren lasse sich mit der Gen-Schere eingreifen. Auch beim Menschen funktioniere die neue Technik einfach und preiswert und diese lasse sich nicht nur zur Heilung von Krankheiten einsetzen. „Wir müssen die nächsten fünf bis zehn Jahre nutzen, um eine gesellschaftliche Diskussion über die Grenzen der Gen-Schere zu führen“, so Dabrock.

Laut Charpentier kann die Gen-Schere in den nächsten vier Jahren beispielsweise erhebliche Fortschritte im Kampf gegen den Krebs hervorbringen. In fernerer Zukunft sei es vielleicht möglich, Immunzellen gegen Krebs zu entwickeln. Klar machte die französische Wissenschaftlerin ihre persönlichen Grenzen für den Einsatz der Genschere: „Für mich kommt ein Designerbaby nicht in Frage. Für mich dient meine Entdeckung der Erforschung und Heilung von Krankheiten.“

In Leipzig steht beim Besuch des Innovationszentrums für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) an der dortigen Universitätsklinik ebenfalls High-Tech auf Gröhes Reiseplan. Anschließend will der Minister mit dem Gründer und Geschäftsführer der Internetplattform „Was hab ich?“, Ansgar Jonietz, darüber diskutieren, wie immer anspruchsvollere Medizin für die Patienten in verständlicher Sprache aufbereitet werden kann. Unverständliche Beipackzettel sind dabei nur ein Problem.

Auf den Weg gebracht hat Gröhe im vergangenen Jahr nach jahrelanger Diskussion das Präventionsgesetz. In einer Frankfurter Kita will sich der Gesundheitsminister beim Projekt „Sterneküche macht Schule“ mit Sternekoch Stefan Marquard davon überzeugen, wie man dem Nachwuchs gesunde Ernährung schmackhaft machen kann. Bei einem Zwischenstopp im „Michaelis Dorfes“ in Darmstadt will sich Gröhe über die Betreuung traumatisierter Flüchtlinge informieren.

Weiter geht es zum European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Ebenso wie beim Stopp bei SAP und Molecular Health in Heidelberg geht es um den aktuellsten Stand der Entwicklung in der Krebsforschung und um die Aufarbeitung der Daten für die medizinische Praxis – um Big Data für die Medizin.

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