Der Fall Lunapharm hat die Debatte um die Importquote neu entfacht. Die Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber. Doch wie bewerten die Teams in den Apotheken das Thema? In einem Wort: Differenziert. Zwar äußern auch Apotheker und ihre Angestellten Kritik an der aktuellen Importquote, eine klare Front dagegen gibt es aber nicht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma.
Natürlich ist der zuletzt wieder hitzig geführte Streit um die Importquote zwischen Importeuren auf der einen und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) mit der AOK Baden-Württemberg auf der anderen Seite auch in der Offizin angekommen: Drei von vier Teilnehmern der Befragung haben die Debatte wahrgenommen, unter den Inhabern sind es sogar 83 Prozent.
Bei der Bewertung gehen die Meinungen allerdings auseinander. Während knapp 46 Prozent eine kritische Überprüfung der Importregelung begrüßen, winken 26 Prozent genervt ab – diese Debatte werde schließlich alle Jahre wieder geführt. Weitere 4 Prozent vermuten gar ein Ablenkungsmanöver der Pharmaindustrie. Differenziert finden 14 Prozent, dass Importe zwar generell nützlich seien, die Quote aber angepasst werden müsse. Und weitere 11 Prozent warnen: Fällt die Importquote weg, müssen die Kassen woanders sparen, etwa direkt bei den Apotheken.
Den Aufwand mit Importen bewertet rund jeder zweite Inhaber (48 Prozent) als mittelgroß. Allerdings geben mehr Apotheker (29 Prozent) zu, dass der Aufwand gering ist als Kollegen über einen großen Aufwand (22 Prozent) schimpfen. Bei den Angestellten ist dieses Verhältnis umgekehrt.
Trotzdem sind sich alle einig: Die größere Belastung in der Offizin sind die Rabattverträge. Vor die Wahl gestellt, ob sie lieber diese oder die Importquote abschaffen würden, ist das Stimmungsbild eindeutig: 64 zu 27 Prozent votieren gegen die Rabattverträge. 6,3 Prozent finden allerdings, dass beide Sparmaßnahmen ihre Berechtigung haben.
Was den Apothekern den Umgang mit Importen versauert, ist das Vorgehen einiger Krankenkassen. Wegen der wiederholt geänderten und noch immer unklaren Rechtslage zu den Austauschregeln zwischen Aut-idem-Kreuz und Rabattverträgen kommt es immer wieder zu Retaxationen: Zwei Drittel der Inhaber wurde schon wegen Importen retaxiert, weitere 23 Prozent sogar schon öfter. Nur knapp jeder Zehnte gab an, noch nie Beanstandungen in diesem Bereich erlebt zu haben.
Auch wenn Importe hin und wieder Aufwand oder Ärger in der Offizin auslösen: Die Apotheker glauben überwiegend, dass sich die Originalhersteller mehr an Importen stoßen als die Apotheken (49 zu 37 Prozent). 13 Prozent haben hierzu keine Meinung. 46 Prozent sehen in der Importquote ein wirksames Mittel, um Preisdruck auf die Hersteller auszuüben.
Entsprechend unterstützen längst nicht alle Apotheker den Kampf des DAV gegen die Importquote: 41 Prozent gaben an, dass Importe für Apotheken wirtschaftlich interessant sind, 53 Prozent sehen das anders. Dass sich die Apotheker in der Debatte vor den Karren der Originalhersteller spannen lassen, finden 48 Prozent, 31 Prozent widersprechen dieser Aussage.
Sicherheitsbedenken herrschen in der Apotheke nicht vor: 79 Prozent der Inhaber stimmen der Aussage zu, dass deutsche Importeure sicher sind, 13 Prozent stimmen eher nicht zu. Ganz kritisch ist nur eine Minderheit von 1,3 Prozent der Inhaber. Dennoch sieht eine Mehrheit die grundsätzliche Gefahr, dass es sich bei Importen um ein „Einfallstor für Fälschungen“ handelt.
Größer sind aus Sicht der Befragten die Vorbehalte bei Laien: Dass Kunden bei der Abgabe eines Importarzneimittels skeptisch reagieren, kennen die meisten aus dem Alltag in der Offizin: 93 Prozent der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Importarzneimittel die Patienten verunsichern. Die Angestellten nehmen das noch stärker wahr als die Inhaber. Daraus resultieren öfter Nachfragen am HV-Tisch: 85 Prozent der Inhaber und sogar 92 Prozent der Angestellten gaben an, dass Importe einen höheren Beratungsaufwand auslösen.
„Die Befragung zeigt, dass die Apothekenteams deutsche Importeure für sinnvoll halten. Die Diskussionen um die Quote sollten endlich aufhören, die Kostenvorteile für das Gesundheitssystem liegen auf der Hand“, so ACA-Vorstand Saim Erhazar.
An der aktuellen Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert nahmen am 5. und 6. Oktober 2018 insgesamt 302 Apotheker und PTA teil, darunter 75 Inhaber. Die Befragung wurde vom Importeur ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.
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