APOSCOPE

So analysieren die Kollegen die Wahl APOTHEKE ADHOC, 26.09.2017 10:43 Uhr

Berlin - 

Die großen Parteien haben massiv verloren und die Rechtspopulisten ziehen ins Parlament ein – die Bundestagswahl bedeutet eine Zäsur in der deutschen Parteienlandschaft. Womöglich wird es erstmals eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen geben. Daran glauben auch die Apotheker und ihre Angestellten, wie eine Umfrage von APOSCOPE aus der Reihe ACAlert im Auftrag von ACA Müller ADAG Pharma zeigt. Allerdings rechnen sie nicht damit, dass die Apotheken von diesem Bündnis viel zu erwarten hätten. FDP und AfD säßen dagegen erneut nicht im Bundestag, hätten nur die Apotheker wählen dürfen.

Aufgrund des Wahlergebnisses sind rechnerisch nur zwei Konstellationen möglich, da niemand mit der AfD koalieren will: Die Fortsetzung der großen Koalition oder ein Jamaika-Bündnis. Die Teilnehmer der Umfrage haben unter diesen beiden Optionen einen klaren Favoriten: Die Mehrheit von 54,6 Prozent wünscht sich Jamaika, nur 31,7 Prozent eine große Koalition. 13,7 Prozent hatten zu dieser Frage keine Meinung. Die Inhaber unter den insgesamt 306 Befragten sind gespaltener Meinung: Je 44,7 Prozent wünschen sich eine der beiden möglichen Koalitionen.

Allerdings hat die SPD-Führung schon unmittelbar nach der Wahl beschlossen, in die Opposition zu gehen. Zu Sondierungsgesprächen mit der Union soll es demnach gar nicht erst kommen. Entsprechend verteilt ist die Erwartungshaltung gegenüber der anstehenden Regierungsbildung. Während 81,5 Prozent der Jamaika-Anhänger glauben, dass es erstmals zu diesem 3er-Bündnis kommt, glauben nur 12,3 Prozent der Groko-Fans an eine Neuauflage.

Für ihre klare Absage an eine Regierungsbeteiligung erntet die SPD bei der Umfrage überwiegend Applaus: Insgesamt 41,5 Prozent finden es „sehr gut“ oder „eher gut“, dass die Sozialdemokraten die Oppositionsführung übernehmen wollen. Weitere 36,9 Prozent sind in der Frage unentschieden. Dagegen kritisieren nur 16,3 Prozent die SPD-Spitze für ihre Entscheidung. Die SPD-Wähler unter den Befragten weichen von diesen Zahlen nicht maßgeblich ab. Allerdings findet es in dieser Wählergruppe niemand „sehr schlecht“, dass sich die SPD aus der Verantwortung stiehlt, dafür etwas mehr „eher schlecht“ als unter allen Befragten.

Wie sich in früheren Umfragen abgezeichnet hatte, ist die Union klarer Favorit in der Apotheke: 44,4 Prozent gaben CDU oder CSU ihre Stimme. Interessant: Die CSU hat in Bayern etwas schlechter abgeschnitten als die CDU im Rest der Republik. Keine andere Partei hat in den Apotheken ein zweistelliges Ergebnis erzielt. Und neben Union und SPD hätten es erneut nur Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag geschafft; beide liegen aber unter ihren bei der Wahl tatsächlich erzielten Ergebnissen.

Überraschend zweitstärkste Kraft – sofern dieser Begriff überhaupt noch zulässig ist – wären die Grünen. Sie kommen in der Apotheke auf 6,9 Prozent, unter den befragten PTA auf 7,6 Prozent. Dahinter rangiert die Die Linke mit 6,2 Prozent. Und erst auf dem vierten Platz reiht sich die SPD ein, die es mit 5,9 Prozent sogar nur knapp in den Bundestag geschafft hätte. Die Sozialdemokraten haben bei den Apothekern keinen guten Stand, von den Inhabern haben sogar nur 2,1 Prozent die SPD gewählt.

Die beiden Wahlsieger AfD und FDP haben ihre Stimmenzuwächse nicht in der Apotheke eingesammelt: Den Liberalen haben nach eigenen Angaben nur 4,2 Prozent ihre Stimme gegeben, den Rechtspopulisten nur 3,9 Prozent. Beide hätten damit klar den Einzug in den Bundestag verpasst, ginge es nach den Apothekern und ihren Angestellten.

In den Bundesländern haben die Parteien teilweise sehr unterschiedlich abgeschnitten. Allerdings dürfen diese Tendenzen mit Blick auf die Grundgesamtheit von 306 Befragten nicht überbewertet werden. Auffällig ist aber, dass die Grünen Stimmen vor allem in Baden-Württemberg (11,5 Prozent) und stärker noch in Bayern (14 Prozent) gesammelt haben. Die Union hat in mehreren Bundesländern die absolute Mehrheit geholt, in Thüringen sogar 70 Prozent. Die AfD hat mit 12,5 Prozent in Brandenburg ihr stärkstes Ergebnis geholt, allerdings hat auch jeder zweite Befragte aus diesem Bundesland keine Angabe zu seiner Wahlentscheidung gemacht.

Die Union hat bei der Bundestagswahl ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 eingefahren. Auch die Apotheker waren davon überrascht: Unter den Wählern von CDU/CSU gaben 57,4 Prozent ab, ihre Partei habe schlechter abgeschnitten als erwartet, für weitere 8,8 Prozent sogar viel schlechter. 31,6 Prozent hatten in etwa mit diesem Ergebnis gerechnet, nur 2,2 Prozent waren von dem tatsächlichen Abschneiden positiv überrascht.