Umfrage zu Lieferengpässen

Skonto: Phagro bleibt hart Lilith Teusch, 05.12.2024 13:00 Uhr

Zum Thema Skonto gebe es Handlungsbedarf, aber nicht auf Seiten des Phagro, machte der Verband deutlich. Er stellte heute eine Forsa-Umfrage zu Lieferengpässen vor. Foto: Phagro
Berlin - 

Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind leider immer noch Alltag in Deutschland. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) haben rund die Hälfte der Befragten entweder selbst oder im engsten Familienkreis bereits Erfahrungen mit Medikamentenmangel gemacht. Auch die Apotheken schlagen Alarm und warnen regelmäßig vor Engpässen. Zwar hieß es zuletzt seitens der Krankenkassen, die aktuelle Lage sei unproblematisch, da nur 1 Prozent aller Arzneimittel betroffen sei. Doch diese Einschätzung gehe am tatsächlichen Erleben der Menschen vorbei, erklären die Phagro-Geschäftsführer Michael Dammann und Thomas Porstner. Beim Thema Skonto blieb der Phagro hart.

Laut der Umfrage haben 29 Prozent der Deutschen bereits erlebt, dass ein Medikament in der Apotheke nicht vorrätig war und auch nicht bestellt werden konnte. Weitere 22 Prozent kannten dieses Problem aus dem engsten Familienkreis. Die tatsächliche Betroffenheit sei groß und damit auch die Erwartungen an die Politik, das Problem zu lösen, erklärte Porstner.

92 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Politik müsse mehr gegen Lieferengpässe unternehmen. Neun von zehn Befragten sehen die Verfügbarkeit von Arzneimitteln als Gradmesser für die Qualität des deutschen Gesundheitssystems. Für 81 Prozent der Befragten ist wichtig, dass ein fehlendes Medikament innerhalb von 24 Stunden in der Apotheke bereitliege.

Die Umfrage habe außerdem gezeigt, dass 78 Prozent der Befragten die zentrale Rolle des Pharmagroßhandels für die Arzneimittelversorgung erkennen würden. Den Befragten sei bewusst, dass der Großhandel als Schnittstelle zwischen der pharmazeutischen Industrie und den Apotheken ermögliche, ein zunächst nicht vorrätiges Medikament schnell verfügbar zu machen.

Kritik am Direktbezug durch Apotheken

Den Anstieg beim Direktbezug sieht der Phagro äußerst kritisch. „Das ist leider ein Anzeichen dafür, dass die jeweiligen Arzneimittel dem Großhandel systematisch vorenthalten werden“, sagte Dammann und verwies dabei auf die gesetzliche Belieferungsverpflichtung, die der Großhandel gegenüber den Herstellern habe. „Gerade in der aktuellen, von Lieferengpässen geprägten Lage gefährdet eine Nichtbelieferung und gezielte Umgehung des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels die Versorgungssicherheit in Deutschland.“

Skonto-Debatte

Porstner betonte, dass der Pharmagroßhandel nur dann zur fairen und flächendeckenden Versorgung beitragen könne, wenn er strukturell gestärkt werde. Nach der Neuwahl müssten alle Beteiligten von der Politik an einen Tisch geholt werden, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, appellierte er.

Auch in der Skonto-Debatte vertrat Porstner eine klare Haltung: Die Politik habe bislang versucht, die Partner Apotheke und Großhandel auseinander zu dividieren. Apotheker:innen und Großhandel hätten jedoch einen gemeinsamen Versorgungsauftrag, der nur mit einer angemessenen Vergütung erfüllt werden könne. Er verwies zudem auf die Urteilsbegründung des Bundesgerichtshofs (BGH), wonach die angemessene Vergütung der Apotheken nicht durch die Gewährung von Rabatten auf die Großhandelspreise, sondern durch die in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) vorgesehenen Apothekenzuschläge gesichert werden müsse. Die AMPreisV sei das maßgebliche Instrument für die Vergütung der Leistungen der Apotheken. Co-Finanzierungen außerhalb des Leistungs- und Vergütungsbereichs dürften keine Rolle spielen.

„Wir wissen inzwischen, wie es sich auf die Versorgungssicherheit auswirkt, wenn sich Hersteller wegen zu niedriger Preise aus dem deutschen Markt zurückziehen. Mit Plänen, die eine Mindestvergütung für den Pharmagroßhandel unterlaufen, würde ein zentraler Pfeiler der Arzneimittelversorgung kaputtgespart“, so Porstner. „Stattdessen brauchen wir eine finanzielle Auskömmlichkeit im Gesamtsystem, die längst nicht mehr gegeben ist.“

Keine Kontrollen im Versandhandel

Patientinnen und Patienten legten laut der Umfrage mehr Wert auf qualitative Kriterien als auf den Preis: 77 Prozent halten die schnelle Verfügbarkeit von Medikamenten für entscheidend. 70 Prozent nannten fachgerechte Lagerung und Transport als besonders wichtig. Demgegenüber halten nur 27 Prozent niedrige Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente für besonders wichtig.

„Die Patientinnen und Patienten verlassen sich darauf, dass wir ihre Gesundheit schützen, indem wir strikte Maßgaben einhalten“, sagt Dammann. „Wir stellen in regelmäßigen Kontrollen unter Beweis, dass wir das können. Transporte ausländischer Versender werden dagegen überhaupt nicht kontrolliert, das ist und bleibt ein Skandal.“ Unbedingt müsse hier politisch nachgesteuert werden.

Dammann hob hervor, dass die Qualität der Arzneimittelversorgung durch fachgerechte Lagerung und Auslieferung sichergestellt werde. Dafür werde ein hoher Aufwand betrieben, der regelmäßig kontrolliert werde. Es sei jedoch inakzeptabel, dass ausländische Versandapotheken sich diesen Kontrollen entzögen.