Lieferengpässe

Seyfarth schaltet Politik ein

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Berlin -

Mehr als 100 Arzneimittel sind in den Apotheken von Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), defekt. Jetzt hat Seyfarth bei der Berliner Politik Alarm geschlagen: Bei seinem Treffen mit SPD-Gesundheitspolitiker Edgar Franke hat der Apotheker seine Defektlisten überreicht. Wie derzeit in den meisten Apotheken gibt es auch bei Seyfarth die größten Lieferprobleme bei Ibuprofen.

„Meinen Patienten ist völlig egal, wo irgendwo auf der Welt ein Werk stillsteht, wenn ich keinen Ibu-Saft für Kinder abgeben kann“, so Seyfarth. Aus seiner Sicht geht es bei den anhaltenden Lieferengpässen in erster Linie nicht nur um technische Probleme. Eine der Hauptursachen sieht der Verbandschef in den Rabattverträgen. „Bitte kümmern Sie sich darum“, hat er Franke mit auf den Weg gegeben. Rabattverträge müssten auf jeden Fall mit mehreren Anbietern abgeschlossen werden, findet Seyfarth. Noch besser fände es der Apotheker, wenn es nur noch Open-House-Verträge gäbe, denen alle Hersteller zum ausgelobten Preis beitreten könnten.

„Schlecht“ laufe es in seiner Apotheke wegen der ständigen Lieferprobleme: „Das kostet uns einen hohen zusätzlichen Aufwand.“ Man müsse den Patienten die Situation erklären. Das Verständnis für Lieferengpässe bei gängigen Arzneimitteln sei „nicht besonders ausgeprägt“. Entweder weiche er auf andere, nicht-rabattierte Arzneimittel aus: „Dann droht mir im schlimmsten Fall eine Retaxation.“ Oder er ruft beim Arzt an und bittet um ein neues Rezept über ein vorrätiges Medikament.

„Das kann nicht so weiter gehen“, so Seyfarth. Franke habe ihm versprochen, seine Defektlisten und das Thema in die zuständigen politischen Gremien der Großen Koalition mitzunehmen. Zweimal im Jahr trifft sich Seyfarth mit Bundestagsabgeordneten aus Hessen. Dieses Mal war dazu Gelegenheit im Umfeld der ABDA-Mitgliederversammlung. In der Mittagspause traf er sich mit Franke.

Seyfarth fehlt es nicht nur an 54 Positionen Ibuprofen zu 600 mg in den Packungsgrößen 20, 50 und 100 Stück von diversen Herstellern, sondern auch an zahlreichen anderen Arzneimitteln. Darunter sind Antiallergika wie Levocetirzin, Mometason Nasenspray sowie Montelukast. Zum Teil können einzelne Hersteller seit einigen Monaten nicht liefern und das in der Allergie-Saison. Micro Labs kann Diclofenac NAT 75 mg zu 20, 50 und 100 Retardtabletten nicht liefern. Der Hersteller hat diverse Rabattverträge geschlossen, unter anderem mit der Barmer, diversen BKKen, IKKen, DAK, KKH und der Knappschaft.

Auch Ramipril ist nicht lieferbar, es fehlt an Ware von Isis beziehungsweise Puren (2,5 und 5 mg, 100 Tabletten) sowie Ramiplus von Stada zu 5/ 25 mg. Zuletzt konnte Zentiva Ramilich nicht liefern, der Engpass ist jedoch wieder aufgehoben. Grund war eine verzögerte Chargenfreigabe. Nicht lieferbar sind außerdem Antibiotika wie Amoxicillin Al 500 und 750 mg zu je 20 Filmtabletten. Der Hersteller ist unter anderem Rabattpartner der Techniker Krankenkasse. Außerdem fehlt Cefixim AL 400 mg zu fünf Tabletten, Cefixim Stada 100 mg/ 5 ml.

Die leeren Schübe in Seyfarths Apotheken decken sich zum Teil mit der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). So wird Methyldopa Stada 250 mg als Filmtablette aufgrund von „Produktionsproblemen“ noch weiter fehlen. Auch das kontingentierte Celestamine (Betamethason, MSD) wird noch bis September eingeschränkt lieferbar sein.

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