Das Thema Lieferengpässe beschäftigt die Apotheken trotz Engpassgesetz (ALBVVG) von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiterhin nachhaltig. Und auch in der Bevölkerung gibt es ein gestiegenes Bewusstsein dafür, wie auch ein neuer Betrag des Formats „Die Ratgeber“ im Hessischen Rundfunk (HR) zeigt. Neben zwei Apothekerinnen aus Hessen steht auch Verbandsvorsitzender Holger Seyfarth Rede und Antwort. Zu tun sei noch viel, die Lobbyarbeit in Wiesbaden und Berlin habe bisher noch zu wenig Früchte getragen.
Miriam Oster, Apothekerin aus Oberursel, und Ute Wellingerhof, Apothekerin aus Dautphetal, sind genervt von den Lieferengpässen, die eigentlich schon zum Notstand in der Arzneimittelversorgung geworden sind. Beide versuchen nach Kräften zusammen mit ihren Teams dagegen anzukommen, schaffen es aber nur bedingt und mit immensem Aufwand.
„Natürlich kommt es jeden Tag vor, dass verzweifelte Patienten von einer Apotheke zur anderen gehen, weil sie ein Medikament nicht bekommen“, so Oster. Eine schreckliche Situation für betroffene Patient:innen heißt es von der Moderatorin. Ein unhaltbarer Zustand, so der Beitrag. Auch die Lage eines Betroffen wird gezeigt. Es fehlt ein Diabetesmittel: Zu bekommen ist es nicht, ein Austausch aufgrund anderer Medikationen nicht so einfach machbar. Alle paar Tage fragt er nun in seiner Apotheke nach.
Doch die Lage bei Victoza bleibt angespannt, so Apothekerin Wellingerhof, unter anderem da es wie Ozempic derzeit einen weltweiten Boom als Abnehmmittel erlebt. Die Produktion bei Hersteller Novo Nordisk sei sogar heruntergefahren worden, um die Produktion eines anderen, lukrativeren Mittels zu fördern.
Das ALBVVG sei ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Apothekerin Oster. Teilweise würden Patient:innen 100 Kilometer weit fahren, um ein benötigtes Arzneimittel zu ergattern. Deutschland sei nicht mehr „Apotheke der Welt“, die Arzneimittelproduktion wurde ausgelagert. Die Abhängigkeit von Produktionsländern wie China oder Indien sei deutlich gestiegen.
Seyfarth vermittelt im Magazin, dass es wichtig sei, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Ansonsten versuchten die Apotheken nach Kräften, eine Lösung für die Patient:innen zu finden. Auf die Frage, ob wieder mehr Arzneimittel in Deutschland hergestellt werden müssten, meint Seyfarth: „Der Zug ist leider abgefahren.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass in Deutschland wieder eine entsprechende Produktion aufgebaut werde, die dann auch noch deutlich höhere Arzneimittelpreise hervorbringen würde – „das wird es nicht geben“.
„Wir brauchen auf jeden Fall politische Rahmenbedingungen, stabile Lieferketten und es muss etwas mehr Geld ins System. Die Krankenkassen können nicht immer weiter die Preise drücken“, erneuert Seyfarth die Forderungen der Apothekerschaft. „Das begleitet uns nun schon mehrere Jahre und die Politik ist nicht in der Lage, hier regulierend einzugreifen“, so Seyfarth. Somit werde es auch die nächsten Jahre derartige Probleme geben.
Auf die Frage der Moderatorin, ob er denn dementsprechend Lobbyarbeit betreibe, schmunzelt Seyfarth. Diese werde natürlich betrieben, aber mit unzureichendem Erfolg. Es bräuchte wieder bessere Preise für die Hersteller, damit die Bereitschaft wachse, wieder nach Deutschland zu liefern.
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