Patientenversorgung verbessern

Seyfarth für OTC-Switch bei Sildenafil

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Berlin -

Die Diskussion um den OTC-Switch bei Sildenafil ist noch immer aktuell, Mitte Juli wird der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht erneut abstimmen. Holger Seyfarth, Vorstandsvorsitzender des Hessischen Apothekerverbands (HAV), befürwortet den erleichterten Zugang. Apotheken könnten so zu einer besseren Patientenversorgung beitragen, so der Apotheker auf einem Symposium in Berlin.

Die Entlassung von Sildenafil aus der Verschreibungspflicht scheiterte zu Beginn des vergangenen Jahres im Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht, das Bundesgesundheitsministerium (BMG) kündigte daraufhin an, die Umstellung trotzdem anzustreben. Dr. Matthias Arnold, Geschäftsführer Institut für angewandte Versorgungsforschung (inav), stellte im Rahmen der Diskussion über den OTC-Switch bei Sildenafil 50 mg das ein Gutachten zum „Public-Health-Impact eines möglichen OTC-Switches von Sildenafil 50 mg“ vor. Das Gutachten war im Auftrag der Viatris-Gruppe erstellt worden.

Folgende positive Effekte könnten laut Gutachten durch den OTC-Switch erzielt werden:

  • illegalen Handel mit gefälschten Arzneimitteln reduzieren, „Erosion des Sildenafil-Schwarzmarktes“
  • niedrigschwellige Beratungsangebote in Apotheken (mehr Patienten in strukturierte ärztliche Behandlung überführen)
  • Stärkung der Rolle der Apotheker:innen in der Gesundheitsversorgung durch Beratungsleistungen
  • Steigerung der individuellen Gesundheitskompetenz, da sich Männer mit ihrer Erkrankung befassen
  • Verringerung psychischer Belastungen der Patienten, Verbesserung der Lebensqualität
  • Entlastung der Ärzt:innen von Bagatellrezepten, mehr Zeit für Diagnose und Therapie schwerwiegender Erkrankungen

Risiken bei Abgabe durch Versender

Gleichzeitig sei trotz übersichtlicher Arzneimittelrisiken die Abgabe durch Versandapotheken aber kritisch zu bewerten, da keine direkte Ansprache der Patienten erfolge.

Aktuell werde nur bei einem Drittel der Betroffenen eine Behandlung in ärztlicher Begleitung vorgenommen. Oftmals erfolge die Einnahme ohne vorherige ärztliche Konsultation oder nach unkontrollierter Beschaffung. Man müsse die Patientenversorgung verbessern. Apotheken seien dabei eine zentrale Anlaufstelle für Gesundheitsfragen. „Wenn die Apotheken Patienten mit Risikomerkmalen zur Abklärung von Grunderkrankungen als Ursache der erektilen Dysfunktion in die ärztliche Versorgung verweisen können, ist das als zentraler positiver Public-Health-Impact zu bewerten“, so Arnold.

Andere Beispiele für OTC-Switches in Deutschland sind unter anderem Triptane, Antihistaminika und H2-Rezeptor-Angtagonisten, für Sildenafil wurde die Entlassung aus der Verschreibungspflicht im letzten Jahr vom Sachsverständigenausschuss für Verschreibungspflicht abgelehnt.

Kopplung an „intensive Beratungspflicht“

Um die Erkennung von Risikokonstellationen und Kontraindikationen in den Apotheken zu unterstützen, ist die Abgabe von Sildenafil in der Apotheke in einigen Ländern an eine „intensive Beratungspflicht“ gekoppelt. Dies sei laut Arnold auch in Deutschland zu prüfen. Eine Orientierung für die Beratungsansätze könnte dabei aus den anderen Ländern eingeholt werden, in denen Sildenafil schon OTC- oder BTC-Arzneimittel ist. Dazu zählen die Schweiz, Großbritannien, Norwegen und Polen.

Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffes seien darüber hinaus vielfach und gut untersucht, und Apothekenvertreter:innen stuften Sildenafil – im Vergleich zu anderen OTC-Wirkstoffen – als ein Präparat mit gutem Sicherheitsprofil ein. „Wir bieten als Apotheker:innen bereits seit vielen Jahren erfolgreich Beratungsleistungen für Arzneimittel, die aus der Verschreibungspflicht entlassen wurden, an. Das ist Teil unserer täglichen Aufgaben in der Apotheke. Wir sind überzeugt davon, dass wir durch den einfacheren Zugang zu Sildenafil für Betroffene und durch unsere ausdrückliche Empfehlung für eine ärztliche Konsultation zu einer insgesamt besseren Versorgung unserer Patienten beitragen“, so Holger Seyfarth, Vorstandsvorsitzender des Hessischen Apothekerverbands. Dabei sei auch der Schutz vor illegalen Arzneimitteln aus unkontrollierter Produktion für die Patientensicherheit von Bedeutung.

Darüber hinaus könnte die OTC-Abgabe von Sildenafil über die Apotheken zu einer niedrigschwelligen wohnortnahen Versorgung in Gebieten mit geringer Fachärzt:innendichte beitragen. „Die Entstigmatisierung der erektilen Dysfunktion ist so wichtig. Zum einen, weil wir inzwischen wissen, dass sie keineswegs nur bei älteren Männern vorkommt, sondern auch bereits jüngere betreffen kann“, so Dr. med. Tobias Jäger von der Urologischen Praxisklinik in Essen. Betroffene sollten ermutigt werden, sich behandeln zu lassen, um ihre sexuelle Gesundheit zu verbessern, aber auch um auslösende Erkrankungen zu erkennen und Folgeerkrankungen zu vermeiden“, so der Mediziner weiter.

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