Der Hessische Apothekerverband (HAV) hält den Druck aufrecht: Am 17. September diskutiert Verbandschef Holger Seyfarth im Rahmen einer „digitalen Mittagspause“ mit SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt und dem zuständigen Berichterstatter Dirk Heidenblut über die Pläne ihres Parteifreunds Karl Lauterbach.
Der HAV und die beiden SPD-Spitzenpolitiker freuen sich auf den gemeinsamen Austausch. Schmidt und Heidenblut kommentierten schriftlich vorab: „Seit vielen Monaten ist die geplante Apothekenhonorar- und -strukturreform in aller Munde und wird vor allem von den unterschiedlichen Verbänden kritisch begleitet. Wir sind überzeugt davon: Miteinander reden ist besser als übereinander zu reden.“
Zentrales politisches Anliegen sei es, die Apotheken vor Ort und insbesondere im ländlichen Raum in ihrer Arbeit zu stärken. „Apothekerinnen und Apotheker leisten jeden Tag Großes für die Arzneimittelversorgung in unserem Land. Das erleben wir bei jedem Besuch in der Apotheke.“ Gerade auch die Bekämpfung der Pandemie habe gezeigt, wie unabdingbar eine flächendeckende Verfügbarkeit sei.
„Doch es gibt nicht die eine Apotheke“, wie Schmidt und Heidenblut ihr Kernargument, ohne sich dabei in die Karten gucken zu lassen. „Die Apothekenlandschaft ist vielfältig und muss deshalb auch differenziert betrachtet werden. Es macht einen Unterschied, ob eine Apotheke in einer Großstadt oder in einer Gemeinde auf dem Land ansässig ist. Unser Ziel ist, allen Apotheken eine wirtschaftliche und faire Basis und Planungssicherheit für die Zukunft zu geben.“
Während Heidenblut ein gutes Verhältnis zur Abda pflegt und auch bereits kritische Töne zur geplanten Apothekenreform angeschlagen hat, musste Schmidt wiederholt die Politik des Bundesgesundheitsministers verteidigen. Vor einem Jahr kritisierte sie in der Bild-Zeitung, dass es einige Top-Verdiener unter den Apothekerinnen und Apothekern gebe: „Mehr Geld nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, würde die Ungleichheit noch verfestigen. Lauterbachs Pläne dagegen sorgten dafür, dass Apotheken flächendeckend erhalten bleiben, „auch dort, wo sie es wirtschaftlich schwer haben“, so Schmidt gegenüber Bild. „Die teuren, irreführenden Kampagnen der Apothekerschaft bringen da nichts: Unsere Priorität sind die Patientinnen und Patienten, nicht laute Interessengruppen im Gesundheitswesen“, so Schmidt.
Kürzlich wiederum schrieb sie einen Liebe-Freunde-Brief an die Fraktion und forderte die Mitglieder auf, sich nicht verrückt machen zu lassen: „Viele von euch werden derzeit vor Ort mit Kampagnen der Apothekerschaft konfrontiert“, so Schmidt, um dann aber direkt eine andere Lesart einzuschlagen: „Viele Apotheken haben Probleme und Sorgen, die wir ernst nehmen.“
Dringend notwendige Reformen im Gesundheitswesen seien besonders wichtig. „Nichts tun ist keine Lösung, im Gegenteil.“ Daher sei es richtig, die Reformen zielstrebig anzupacken, und zwar gegen große Widerstände. „Wir wollen – unabhängig von Lobbyinteressen – ein besseres, ein bezahlbares und ein stabiles Gesundheitswesen. Ein Baustein von vielen ist dabei die Apothekenreform.“ Diese wolle man gemeinsam zum Erfolg führen.
Die Diskussionsrunde des HAV findet am 17. September zwischen 12.30 bis 13.30 Uhr statt, alle hessischen Apothekerinnen und Apotheker können teilnehmen, müssen sich aber bis Donnerstag anmelden. Auch fachspezifische Fragen können bis dahin schon eingereicht werden.
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