Am 7. April laufen die gelockerten Abgaberegeln aus, dann droht die Versorgung in der Apotheke wieder massiv erschwert zu werden. Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening gibt sich kämpferisch: Wenn sich nicht schnell eine Lösung findet, soll es in den Apotheken deutschlandweite Protestwellen geben, kündigte sie bei Facebook an.
Ausgerechnet in der Woche vor Ostern könnte auf die Apotheken eine besondere Belastungsprobe zukommen. Denn ab Samstag, den 8. April, gilt die Sars-Cov-2-Arzneimittelversorgungsverordnung nicht mehr. Vielmehr müssen wieder die regulären Abgaberegeln beachtet werden, also die Vorschriften, die mit Beginn der Pandemie außer Kraft gesetzt wurden. Stichwort: Preisanker & Co.
Overwiening sprach von einem „bürokratischen Monster“, das sich nur Menschen ausgedacht haben könnten, die keine Ahnung davon haben, was in der Apotheke passiert. „Das ist doch alles Unfug, der an der Versorgungsrealität vorbei geht.“ Ohne die im April 2020 in Kraft getretenen Erleichterung könne man die Masse an Lieferengpässe nicht bewältigen. Laufen die Lockerungen aus, werde es Chaos geben – und zwar nicht nur in den Apotheken, sondern auch in den Praxen: „Die Ärzte werden sich bedanken.“ Telefonisch werde man dann gar nicht mehr durchkommen, um sich etwa die Erlaubnis zum Stückeln einzuholen. „Das heißt, wir werden dem Patienten das Rezept in die Hand drücken und ihn selbst zurück in die Praxis schicken.“
„Diese Regelungslücke darf nicht entstehen“, so Overwiening. Darauf habe man das Bundesgesundheitsministerium (BMG) immer wieder hingewiesen, doch dort habe man sich – genauso wie bei der Engpass-Prämie von 50 Cent – nicht einen Jota bewegt, trotz zahlreicher Gespräche und vorgelegter Berechnungen. „Die Regierung weiß nicht, was sie an den Apotheken hat.“ Im Grunde sei die funktionierende Arzneimittelversorgung wie Strom aus der Steckdose – einfach selbstverständlich.
Daher führe man derzeit intensive Gespräche mit Bundestagsabgeordneten – in der Hoffnung, dass per Änderungsantrag die Erleichterungen noch rechtzeitig verlängert oder gar verstetigt werden. Gelingt das nicht, will die Abda auf die Barrikaden gehen. Dazu will der Gesamtvorstand heute einen Eskalationsplan beschließen, der auf öffentliche Proteste hinausläuft. Details verraten wollte Overwiening nicht, klar ist aber, dass möglichst viele Apotheken mitmachen sollen. Daher werde man demnächst womöglich die Protestbereitschaft abfragen. Denn man brauche auf jeden Fall Geschlossenheit: „Die Politik muss sehen, dass der ganze Berufsstand hinter der Abda steht.“
Erste Maßnahmen seien bereits gestartet, Overwiening verwies auf ihren offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die von der Abda bereit gestellten Plakate und Handzettel. Man sei bereit, weiter zu eskalieren, wenn dies erforderlich sei. Die Pläne seien erarbeitet sollen heute beschlossen werden.
Viel Zeit bleibt freilich nicht, deshalb sollen die Apotheken schon jetzt einerseits Politiker vor Ort ansprechen, aber auch ihre Kundinnen und Kunden. So soll erklärt werden, welche Probleme für die Versorgung ab April drohen. Bei der Abda denkt man auch darüber nach, eine Aktion mit Unterschriften oder gar Selfies mit Patientinnen und Patienten zu starten.
Laut Overwiening steht die Gesellschaft hinter den Apotheken, nur die Politik mache es sich zu einfach, weil man ein kleiner Berufsstand sei, der verlässlich und weitgehend geräuschlos seine Arbeit erledige. Damit soll Schluss sein, denn laut Overwiening stiehlt die Politik den Apotheken und ihren Teams die Zukunft. „Ich gehe mit Ihnen in jeden Protest, wenn er zielgerichtet ist“, so Overwienings Appell an die Kolleginnen und Kollegen.
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