Iberogast-Fall

Schulz-Asche: Bayer reagiert erst nach Todesfall

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Berlin -

Die grüne Abgeordnete Kordula Schulz-Asche hatte das Thema Iberogast früh für sich entdeckt und Hersteller Bayer in der Vergangenheit scharf attackiert. Jetzt hat der Leverkusener Konzern reagiert und passt seine Packungsbeilage auf Druck des BfArM an. Schulz-Asche findet dass die Vorgänge „ein verheerend schlechtes Bild auf den Pharmakonzern Bayer“ werfen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte von Bayer eine Anpassung der Warnhinweise verlangt. Doch der Konzern hatte sich mit Verweis auf die vermeintlich positive Studienlage dagegen gewehrt. Doch jetzt hat das BfArM neue Nebenwirkungsmeldungen von Leberschädigungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Iberogast vorgelegt. Darunter ist ein im Juli 2018 bekannt gewordener Fall eines Leberversagens mit Lebertransplantation, der tödlich endete, informierte die Behörde.

Schulz-Asche kommentiert: „Bayer gibt Widerstand gegen Aufnahme von Warnungen zu Nebenwirkungen nach Tod von Patienten auf.“ Bayer habe sich über zehn Jahre geweigert, die Warnhinweise vor möglichen Leberschädigungen in die Packungsbeilage aufzunehmen – immerhin sei das Magenmittel auch gut verkauft worden. Erst nach dem nun bekannt gewordenen Todesfall, der in Zusammenhang mit dem Medikament stehen könnte, lenke der Hersteller ein. „Zu spät jedoch für den Verstorbenen“, so Schulz-Asche.

Bis heute werde Iberogast wegen seiner angeblich guten Verträglichkeit massiv beworben, moniert die grüne Politikerin. Dabei rate das BfArM schon seit 2008 bestimmten Gruppen wie Schwangere oder an der Leber Vorerkrankten gänzlich von der Einnahme ab. „Dass erst ein Todesfall zum Einlenken bei dem Pharma-Riesen führt, wirft ein verheerendes Bild auf dessen Einstellung zum Patientenwohl. Das Gebot eines vorbeugenden Patientenschutzes wurde hier vollkommen aus den Augen verloren. Das zeigt sich im Fall Iberogast auf ganz dramatische Weise“, wettert Schulz-Asche.

Jetzt fordert die Politikerin Aufklärung: „Ob der Todesfall hätte verhindert werden können, wenn dem Patienten die möglichen Nebenwirkungen bekannt gewesen wären, muss jetzt dringend geklärt werden.

Doch die Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik ihrer Fraktion sieht die Schuld nicht nur beim Hersteller. Auch das BfArM stehe „im schlechten Licht da“. Seit dem Erlass eines Bescheides zur Aufnahme der Warnhinweise in 2008 habe die Behörde ihre eigenen Anordnungen gegenüber Bayer nicht durchgesetzt. Die Grünen wollen hier „die Machtverhältnisse wieder gerade rücken – nämlich in Richtung Patientenschutz“: Schulz-Asche verweist auf den Gesetzentwurf ihrer Fraktion, der Hersteller zwingen soll, Bescheide des BfArM – wie im Falle von Iberogast – unverzüglich umzusetzen.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte Bayer kritisiert. Er hatte den Hersteller im Februar via Twitter aufgefordert, bei Iberogast die Nebenwirkungen für die Leber nicht länger zu verschweigen. „Nehmt die Patienten ernst“, schrieb Lauterbach. Aktuell hat er sich noch nicht geäußert.

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