IG Med + Freie Apothekerschaft

Schulterschluss der Leistungserbringer:innen

, Uhr
Berlin -

Die Freie Apothekerschaft und der selbsternannte „Kampfverband“ Interessengemeinschaft Medizin (IG Med) rücken enger zusammen. Denn die bisherige Medizinervereinigung hat beschlossen, sich für alle in der Medizin tätigen Berufen zu öffnen. Lukas Frigger von der Freien Apothekerschaft durfte bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag teilnehmen und die Vorsitzende Daniela Hänel ist ebenfalls bereits Mitglied bei der IG Med.

Auf der Mitgliederversammlung IG Med in Fulda am 10. Dezember wurde Schulterschluss mit Ärzt:innen, Zahnärzt:innen, Apotheker:innn, Psychotherapeut:innen und medizinischen Therapeut:innen beschlossen. „Die Zeichen stehen auf Sturm in einem durch eine seit 30 Jahren betriebene Sparpolitik längst kaputt gesparten Gesundheitswesen“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

Motto: Einer für alle, alle für einen

Politik und Krankenkassen hätten die verschiedenen Akteure im ambulanten Bereich bislang gegeneinander ausgespielt und in ungesunder Konkurrenz gehalten. „Mal bekamen die Apotheker ein Zuckerl, mal die Ärzte ein Almosen und mal die medizinischen Therapeuten ein Trinkgeld und sofort tobte der Kampf gegeneinander.“

„Das ist jetzt vorbei“, ist Ilka Enger, neue und alte Vorsitzende der IG Med überzeugt. „Wir üben jetzt den Schulterschluss mit allen am und für den Patienten Tätigen und wir sind damit eine unübersehbare Macht im Gesundheitswesen.“

„Wer in Zukunft Silberlinge verteilen möchte, oder in einer Berufsgruppe seine Spar- und Kontrollphantasien austoben will, bekommt es mit allen Berufsgruppen zu tun“, ergänzt IG MEd-Vize Steffen Grüner.

Bei der Mitgliederversammlung der IG Med war Frigger als Vertreter der freien Apothekerschaft als Gast vor Ort, ebenso Thomas Etzmuß von den Vereinten Therapeuten, einer Vereinigung der Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Diätberaterungsberufen und Podologen.

„Stiefelfraktion“ will übernehmen

Gemeinsam will man sich für eine angemessene Vergütung im Bereich der ambulanten Versorgung einsetzen. Die Bürokratie dürfe die Arbeitsbedingungen nicht weiter toxisch verändern und nachgelagerten Sanktionszahlungen wie Regresse und Retaxierungen für bereits erbrachte Leistungen müssten endlich genauso beendet werden wie die Budgetierung mit einem staatlich verordneten Zwangsrabatt.

„Für diese gemeinsamen Ziele scheuen wir keine Konfrontation,“ erklärt Zahnarzt Carsten Beeg. „Wir werden nicht nur in den sozialen Medien weiter spürbar sein, sondern auch unseren Protest auf die Straßen und Plätze tragen.“ Auch Patient:innen sollen gezielt informiert und in die gesundheitspolitische Diskussion einbezogen werden.

„Nachdem die medizinische ‚Krawattenfraktion‘ von Politik und Krankenkassenvertretern nicht mehr ernst genommen wird und seit Jahren mit Hauruck über den Verhandlungstisch gezogen wird, braucht es jetzt wohl die ‚Stiefelfraktion‘, die mit den Füßen auf der Straße abstimmen muss,“ so Etzmuß von den Vereinten Therapeuten.

Gemeinsamer Brief an Lauterbach

Frigger wünscht sich, dass möglichst viele Kolleg:innen sowohl die Freie Apothekerschaft unterstützen und parallel in die IG Med eintreten. Bei der nächsten Mitgliederversammlung des Apothekervereins soll über künftige Möglichkeiten der Zusammenarbeit diskutiert werden. Einen gemeinsamen Brandbrief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) haben die beiden Organisationen schon verfasst. Den Krankenkassen werfen sie darin vor, sich an den Leistungserbringer:innen und den Patient:innen zu bereichern.

Mit www.protestkarte-medizin.de hat die IG Med zudem eine Plattform für die Zusammenarbeit des medizinischen Protestes geschaffen, der bereits von Apotheken und Praxen genutzt wird. Diese Plattform ist auch als Angebot an andere medizinische Berufsverbände gedacht, den gemeinsamen Protest zu intensivieren.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Verzögerungen wegen „KOB light“?
ePA: Die Angst vor Abmahnungen

APOTHEKE ADHOC Debatte