Zwangszulassung

Schmidt und AOK drohen Novartis

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Den Pharmakonzernen Novartis und Roche droht eine Zwangszulassung des Krebsmedikaments Avastin (Bevacizumab) zur Behandlung von Altersblindheit. Die AOK will ein solches Verfahren anstreben, sollte Novartis den Preis für sein Medikament Lucentis (Ranibizumab) nicht drastisch senken. Unterstützung bekam der AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Hans Jürgen Ahrens in Berlin von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD): „Ich unterstütze eine Zwangszulassung. Es kann nicht sein, dass Hersteller mit solchen Mitteln nicht auf den Markt gehen, um dicken Reibach zu machen“, sagte Schmidt bei der Vorstellung des Arzneiverordnungs-Report 2007. „Die Politik muss 'Halt sagen' können“, so Schmidt.

Hintergrund für die Forderung ist, dass die feuchte altersbedingte Makuladegeneration seit der Einführung von Lucentis nur noch mit diesem Medikament behandelt werden darf. Obwohl sich die Therapie mit Avastin, einem Darmkrebsmittel des Konzerns Roche, im "Off-Label-Use" in der Vergangenheit bewährt hat, ist der Wirkstoff für eine Therapie bei dieser Krankheit nicht zugelassen. Laut Arzneiverordnungsreport kostet Lucentis pro Patient und Jahr mehr als 18.000 Euro, so dass eine Behandlung aller 485.000 Patienten mit 8,9 Milliarden Euro zu Lasten der Kassen zu Buche schlagen würde. Eine Therapie mit Avastin hingegen belaste die GKV nur mit insgesamt 32 Millionen Euro, also etwa 270-fach weniger.

Roche hat jedoch bislang keine entsprechende Zulassung für Avastin beantragt; an dem Konzern hält Novartis ein Drittel der Anteile. Schmidt sagte, ein solches Verhalten sei „moralisch nicht vertretbar“. Sollten die Hersteller nicht einlenken, plant die AOK selbst Vergleichsstudien mit Lucentis und Avastin durchzuführen. Wenn die Studie die Meinung der meisten Mediziner bestätige und eine Gleichwertigkeit der Präparate attestiere, könne eine Zwangszulassung für Avastin beantragt werden, erklärte Schmidt. „Dieser Ablauf wäre etwas ganz Neues, aber wir sind fest entschlossen“, betonte die Ministerin. AOK-Chef Ahrens machte Druck auf Novartis: „Diesen Monat warten wir auf ein Signal des Herstellers, dann sind wir dran.“

Novartis reagierte überrascht auf die Aussagen des AOK-Vorsitzenden. Das Unternehmen habe den Kassen bereits ein Angebot gemacht. Danach übernimmt Novartis alle Kosten für Lucentis, die einen Betrag von 315 Millionen übersteigen, bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC. Eine schriftliche Stellungnahme des Herstellers lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Lesen Sie dazu auch: Ministerium prüft Off-Label-Use
www.apotheke-adhoc.de/index.php

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