Wartezeiten

Schmidt sieht Kassen in der Pflicht dpa, 03.04.2008 15:04 Uhr

Berlin - 

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kritisiert, dass Privatversicherte bei der Vergabe von Behandlungsterminen bei manchen Fachärzten den Kassenpatienten deutlich vorgezogen werden. „Das dürfen die Ärzte nicht.“ Schmidt wies zudem Vorwürfe von Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe zurück: „Wir haben vielleicht einen Zwei-Klassen-Service, aber keine Zwei-Klassen-Medizin“, sagte sie der „Saarbrücker Zeitung“.

Die Krankenkassen müssten ihre Verantwortung übernehmen, sagte Schmidt. Eine Reihe von Kassen garantiere ihren Mitgliedern bereits Facharzttermine innerhalb weniger Tage. Die AOK Niedersachsen kündigte eine Telefon-Hotline an, über die sich Versicherte ab Sommer über lange Wartezeiten beschweren können. Der Gesundheitsexperte der FDP-Bundestagsfraktion Daniel Bahr kritisierte, es sei ein Armutszeugnis, wenn die Koalition versuche, eigene Versäumnisse den Ärzten in die Schuhe zu schieben.

Unterschiede gibt es nach Angaben der Ärzte nicht nur bei den Wartezeiten, sondern auch bei Therapien. „Die Protonen-Therapie bei Prostata-Krebs wird von den gesetzlichen Kassen nicht bezahlt“, sagte etwa der westfälisch-lippische Ärztepräsident Theodor Windhorst. Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands Deutschland, sagte: „Für chronisch Kranke, die langfristig teure Medikamente benötigen, ist es sehr schwierig, überhaupt eine Arztpraxis zu finden, die sie als Stammpatienten annimmt.“

Die Stimmung in der Ärzteschaft ist derzeit gedrückt: 97 Prozent der Ärzte erwarten nach einer vom F.A.Z.-Institut, der Deutschen Ärzteversicherung und der Versicherung DBV-Winterthur in Auftrag gegebenen Studie, dass bis 2010 mangels Nachfolger zahlreiche Praxen schließen werden. Niedergelassene Ärzte sehen sich auch durch die weitere Öffnung der Kliniken im ambulanten Bereich bedroht.