ABDA

Schmidt erklärt Medikationsplan für gescheitert

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Berlin -

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat den Medikationsplan in seiner jetzigen Form für gescheitert erklärt. Dabei sei die Unterlage für die Patienten essenziell zur Erhöhung der Therapiesicherheit, so Schmidt gegenüber der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.

Seit Oktober 2016 hat jeder Versicherte, der drei oder mehr Arzneimittel nehmen muss, Anspruch auf einen Medikationsplan durch einen Arzt. Zunächst wurde dieser auf Papier erstellt. Von 2018 an soll er elektronisch von der Gesundheitskarte abrufbar sein.

„Meine Kollegen und ich bekommen nur selten einen Medikationsplan zu sehen – dabei müsste doch eigentlich jeder dritte Patient einen solchen besitzen“, so Schmidt. Die Auflistung der verordneten Präparate werde bisher aber nur selten von Haus- und Fachärzten herausgegeben.

Schmidt erinnerte daran, dass jedes Jahr Tausende Patienten sterben oder ins Krankenhaus eingewiesen werden, weil die verschriebenen Medikamente falsch oder gar nicht eingenommen werden oder schwere Wechselwirkungen auslösen. Für die Hausärzte allein sei die Erstellung eines einheitlichen, aktuellen Medikationsplans kaum zu leisten. „Und dann gibt es Zettel vom Facharzt, den Entlassbrief vom Krankenhaus. Niemand führt das zusammen“, kritisiert Schmidt.

Dabei sei ein Plan nicht nur für die Patientensicherheit wichtig, so Schmidt, der auch auf die wirtschaftlichen Effekte verweist: Die Zahl der benötigten Medikamente ließe sich nämlich mit einem eindeutigen Überblick über die tatsächlich genommenen Wirkstoffe auch verringern.

Die ABDA hatte stets kritisiert, dass die Apotheker bei dem Projekt nicht ausreichend eingebunden seien. Diese dürfen den Medikationsplan zwar ergänzen, diesen aber nicht selbstständig erstellen. Eine Vergütung für die Apotheker ist ebenfalls nicht vorgesehen.

Spätestens mit der Einführung des elektronischen Plans müssen die Apotheker Schmidt zufolge mehr Verantwortung erhalten. Die Apotheken-Software könne die elektronisch aufgelisteten Medikamente auf unerwünschte Wechselwirkungen prüfen. „Notfalls müssen wir da eingreifen“, so Schmidt. Der künftige Bundesgesundheitsminister müsse das Problem schnell angehen.

Eine Studie der Krankenkasse HKK unter ihren Mitgliedern hat ergeben, dass knapp 38 Prozent derjenigen, die mindestens drei Medikamente gleichzeitig nehmen, tatsächlich einen solchen Plan vom Haus- beziehungsweise Facharzt erhalten haben. Lediglich bei der Gruppe der über 65-Jährigen war jedem Zweiten ein solches Dokument ausgestellt worden. Unter den Versicherten der Techniker Krankenkasse nehmen 41 Prozent derjenigen, die älter als 60 Jahre sind, regelmäßig fünf oder mehr verordnete Medikamente ein.

Zuletzt hatte Stiftung Warentest zehn Testpersonen zu Haus- und Fachärzten und in Apotheken geschickt, von denen die Hälfte bereits einen Medikationsplan hatte. Geprüft wurde unter anderem, ob der Hausarzt ohne Nachfrage den Plan anbietet. „Keiner ihrer Ärzte bot von sich aus an, den Plan zu erstellen“, schreibt Warentest. Die Fachärzte verwiesen den Patienten teilweise wieder an den Hausarzt oder schrieben nur die selbst verordneten Arzneimitteln auf den Plan. Die mitgebrachten Medikamente wurden demnach gar nicht erfasst.

In der Apotheke kauften die Tester rezeptfreie Medikamente und baten, den Plan auf den aktuellen Stand zu bringen. „Darauf reagierten die meisten Apotheker verwundert“, schreibt das Magazin. Keiner habe einen Plan ergänzt, viele Apotheker hätten an Haus- und Fachärzte verwiesen. Warentest fasst das Endergebnis zusammen: „Auf Ärzte und Apotheker ist in diesem Fall oft kein Verlass.“ Immerhin hätten fast alle Apotheker die auf dem Plan gelisteten Arzneien auf Wechselwirkungen mit dem zusätzlich gekauften Präparat geprüft.

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