Schmidt: Auf Kassen auch mal draufhauen Lothar Klein, 12.10.2018 12:46 Uhr
Schon das 2hm-Gutachten des Bundeswirtschaftsministerium hat die ABDA gestört. Noch mehr genervt hat die Apotheker das darauf basierende Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes. Die Delegierten des Deutschen Apothekertages (DAT) forderten jetzt die Kassen auf, die darin niedergeschriebenen Positionen zu revidieren. In der Diskussion ließ ABDA-Präsident Friedemann Schmidt durchblicken, wie tief der Frust über die Kassen sitzt: Wenn Gespräche nicht mehr weiterhelfen, müsse „am Schluss irgendwann einmal draufgehauen werden“.
Die Kassen wüssten ganz genau, „was die mit dem Papier erreichen wollen, da steckt eine klare politische Absicht dahinter“, so der ABDA-Präsident: „Wir bestreiten, dass der GKV-Spitzenverband zuständig ist, uns Ratschläge zu geben, wie wir die Arzneimittelversorgung zu gestalten haben. Das ist unserer Aufgabe.“
DAV-Chef Becker ergänzte: Die Gespräche sind grausam. Apotheker Hans-Rudolf Diefenbach schlug vor, ein Gutachten zur Notwendigkeit der GVK zu machen. Becker: „Wir brauchen die GKV.“ Aber man könne ja mal den GKV-Spitzenverband unter die Lupe nehmen.
Bereits bei der Eröffnung der Expopharm äußerten sich Schmidt und Becker zum schwierigen Verhältnis mit den Kassen: Das sei in den letzten sechs Monaten weiter „sehr schwierig und von vielen Unstimmigkeiten und Streitigkeiten begleitet“ gewesen. Seit wenigen Wochen seien beide Seiten aber bemüht, neue Wege zu gehen und wieder ein partnerschaftliches Verhältnis aufzubauen. Zum DAV-Wirtschaftsforum im nächsten Frühjahr wolle er ein ausführliches Fazit ziehen.
Kritik übte Schmidt in seinem politischen Lagebericht an den Krankenkassen. „Ganz besonders genervt sind wir von den apothekenpolitischen Einlassungen des GKV-Spitzenverbandes.“ Es wäre doch ganz wunderbar gewesen, wenn sich die Kassen auf dem Höhepunkt der Valsartan-Krise als Vertreter der Patienteninteressen zu Wort gemeldet hätten.
Man hätte erwarten können, dass die Verbandsstruktur dazu genutzt werden könnte, schnell ein einheitliches Handeln herbeizuführen. „Nichts dergleichen ist geschehen. Wer danach fragt, erntet Schulterzucken und den Verweis auf die Nichtzuständigkeit“, so der ABDA-Präsident.
Stattdessen schlage der GKV-Spitzenverband in einem Grundsatzpapier vor, „vielen von uns den Laden dicht zu machen.“ Dieses Verhalten sei „an Frechheit nicht zu überbieten“. Die Kasse verlangten immer Mut zu Strukturveränderungen. „Vielleicht sollte die Politik tatsächlich den Mut haben, damit bei diesem Verband anzufangen.“