Schmidt: ABDA gibt Kampf gegen Versandhandel auf APOTHEKE ADHOC, 17.07.2019 15:08 Uhr
Heute hat das Bundeskabinett dem Apothekenstärkungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zugestimmt. In der Berliner Zeitung erscheint dazu ein Interviev mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Darin gibt dieser den Kampf gegen den Rx-Versandhandel auf: Er gehöre zum Alltag, die ABDA werde sich nicht weiter „verkämpfen“.
Die Abkehr vom Rx-Versandverbot will Schmidt nicht als Niederlage werten: „Ach, Sieg und Niederlage sind hier nicht die richtigen Kategorien. Die Bundesregierung wählt nun ein anderes Mittel, um das Ziel zu erreichen, das wir beide haben: Den Erhalt und die Stärkung der Apotheken vor Ort für eine flächendeckende Versorgung der Menschen. Da ergibt es keinen Sinn, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.“ Man müsse Kompromisse machen, wenn man verhindern wolle, dass Lösungen gleich wieder von einer nächsten Bundesregierung kassiert würden.
Aber noch vor einiger Zeit habe es bei der ABDA doch geheißen, ein Verbot des Versandhandels sei alternativlos, hakt der Fragesteller nach. „Wir haben lernen müssen, dass es für eine Generation, zu der auch unser Bundesgesundheitsminister gehört, nicht mehr vorstellbar ist, den Onlinehandel zu verbieten. Er gehört zum Alltag einfach dazu. Es gibt in Politik und Gesellschaft keine Mehrheit für ein Verbot. Deshalb sind wir zu dem Schluss gekommen, uns hier nicht weiter zu verkämpfen.“
Im neuen Rx-Boni-Verbot sieht der ABDA-Präsident keine Wettbewerbsfrage. Die Arzneimittelversorgung von Versicherten sei kein Ort für einen Wettbewerb um Preise. Es sei auch im Interesse der Patienten, dass rezeptpflichtige Medikamente überall dasselbe kosten. Schmidt: „Es wäre doch fatal, wenn die Patienten auf dem Land, wo kaum Wettbewerb herrscht, mehr zahlen müssten als Menschen in der Stadt.“ Deshalb werde nun richtigerweise festgelegt, dass sich bei der Versorgung der gesetzlich Versicherten alle an die einheitlichen Preise halten müssten, auch Versender aus dem Ausland.
Ob das Rx-Boni-Verbot in Brüssel bestehen wird, da könne man sich natürlich nie sicher sein, antwortet der ABDA-Präsident. „Aber die Regierung hat das Gesetz gut begründet. Boni und Rabatte für Versicherte haben in unserem System, wo Behandlungen oder verschriebene Medikamente direkt mit den Kassen abgerechnet werden, nichts zu suchen.“
Künftig könnten Apotheken bestimmte pharmazeutische Dienstleistungen anbieten und mit den Kassen abrechnen, so Schmidt weiter. Das wichtigste Projekt dabei sei der Medikationsplan, der von den Apothekern für die Versicherten kostenfrei angelegt und gepflegt werden könne. Der ABDA-Präsident: „Damit können wir den Patienten zum Beispiel helfen, dass es nicht zu gefährlichen Wechselwirkungen von verschiedenen Medikamenten kommt.“ Das werde gerade in Zeiten, wo die Menschen älter werden und an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, immer wichtiger.
Das Impfen durch Apotheker sei „eher ein Wunsch von Spahn“ gewesen, räumt Schmidt ein, „aber wir nehmen die Herausforderung gern an“. Der Minister verweise zu Recht darauf, dass die Impfraten in Ländern, wo das heute schon möglich sei, deutlich höher seien. Außerdem gehe es um eine Entlastung der Ärzte: „Ich bin mir sicher, dass wir uns mit den Ärzten schon einigen werden.“