Cannabis soll ebenso streng behandelt werden wie andere Arzneimittel auch, findet die Bundesapothekerkammer (BAK). Das gelte für die Verwendung der getrockneten Pflanzenteile ebenso wie für Zubereitungen aus Cannabis. „Alle Arzneimittel gehören in die Hände des Apothekers“, so BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer. Zudem fordert er eine Übernahme durch die Kassen.
„Wenn Cannabis gegen Schmerzen ärztlich verordnet wird und die Funktion eines Arzneimittels hat, dann muss es anderen Arzneimitteln gleichgestellt werden“, fordert Kiefer. „Das heißt, dass es vom Arzt verordnet, vom Apotheker geprüft und abgegeben sowie von der Krankenkasse bezahlt wird.“
Die Übernahme müsse für alle Rezepturarzneimittel gelten, die Cannabis oder dessen Zubereitungen enthalten. „Eine Zweiklassen-Pharmazie lehnen wir entschieden ab: Unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit haben alle Patienten das gleiche Recht auf Arzneimittel, die einheitlichen pharmazeutischen Qualitätsanforderungen genügen.“
Bei Cannabis-Blüten müssten vom Anbau bis zur Anwendung die gleichen Qualitätsstandards wie für alle anderen Arzneimittel angelegt werden. Dazu müssten die pharmazeutischen Qualitätsanforderungen in einer Monographie definiert werden, etwa im Deutschen Arzneimittel Codex (DAC). „Daran arbeiten wir intensiv.“
Bei einem „Eigenanbau im Wintergarten“ sei die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards, die aus Gründen der Arzneimittelsicherheit an Arzneimittel anzulegen seien, nicht gewährleistet, sagt Kiefer. „Daher können wir die Legalisierung des Eigenanbaus nicht gutheißen.“
Auch die Apothekerkammer Nordrhein fordert in der Vergangenheit in einer Resolution, „die Versorgung besonderer Patientengruppen mit Cannabis in Medizinalqualität durch Apotheken sicher zu stellen“ und sprach sich im gleichen Zuge gegen den Eigenanbau aus.
Laut Koalitionsplänen sollen Schmerzpatienten ab 2016 Cannabis auf Rezept erhalten können. An ihrem Kurs gegen einen privaten Anbau hält die Bundesregierung fest: Selbst angebautes Cannabis genüge keinerlei Qualitätskriterien. Verunreinigungen, Schädlinge oder Über- und Unterdosierungen seien nicht auszuschließen.
Aufgrund immer wieder auftretender Lieferengpässe gibt es Kritik aus der Opposition: Patienten würden „im Stich gelassen“, so der drogenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Frank Tempel. „Bei anderen Medikamenten wäre das ein unhaltbarer Zustand“, ergänzte Harald Terpe von den Grünen. Sie fordern eine Cannabis-Agentur zum lizenzierten Hanfanbau.
Schwerkranke Patienten müssen mitunter wochenlang auf ihr Medikament warten. Laut dem Importeur Fagron zog sich das Lieferproblem durch das ganze vergangene Jahr. Grund sei der rasch steigende Bedarf, sagte damals das Büro für medizinisches Cannabis (OMK), das zum niederländischen Gesundheitsministeriums gehört. Erst wenn die Patienten in den Niederlanden versorgt seien, könne exportiert werden.
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