Kassenärzte

Schmerzmediziner wollen Extra-Bugdet

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Berlin -

Rund 2,8 Millionen Bundesbürger leiden unter schweren chronischen Schmerzen – laut Fachärzten werden die meisten aber nicht optimal versorgt. Darauf machte der Berufsverband der Schmerzmediziner (BVSD) aufmerksam. Hinter der Kritik an den Lücken steckt ein Streit in der Ärzteschaft darüber, wie die optimale Versorgung der betroffenen Patienten aussieht. Es geht dabei auch ums Geld.

Das Problem chronischer schwerer Schmerzen betrifft viele. Etwa wenn nach einem Bandscheibenvorfall oder einer Entzündung starke Schmerzsignale immer wiederkehren, kann Dauerschmerz entstehen.

Bei rund 2,8 Millionen Patienten diagnostizierten Ärzte zuletzt ambulant schwere chronische Schmerzen. Das geht aus jüngsten Daten des Bundesversicherungsamts (BVA) hervor. Diese werden zum Zweck des Finanzausgleichs zwischen den Krankenkassen erhoben. Zwischen den Kassen fließen hohe Beträge je nach ihrer jeweiligen unterschiedlichen Krankheitslast.

Bei der Versorgung der Betroffenen klaffen Riesenlücken, kritisierte der BVSD. „Nur etwa jeder achte Patient kann von einem der 1102 ambulant tätigen Schmerzärzte, die auf die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen spezialisiert sind, versorgt werden“, sagte der BVSD-Vorsitzende Dr. Joachim Nadstawek.

So gebe es bei der Betreuung von Patienten mit chronischen Schmerzen besondere Qualitätskriterien. Schmerzärzte dürften zum Beispiel jeweils nur 300 Patienten pro Quartal behandeln. Demnach könnten von ihnen höchstens 330.600 Patienten mit chronischen Schmerzen pro Vierteljahr versorgt werden. Es fehle auch der Nachwuchs. Außerdem unternähmen Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband zu wenig gegen diese Mängel.

Bei der KBV weist man die Vorwürfe zurück. „Die schmerztherapeutische Versorgung gehört zu den Grundkenntnissen aller patientennahen Fachgebiete“, sagte KBV-Sprecher Roland Stahl. Demnach sind nicht nur spezielle Schmerzärzte geeignet, auch schwere Fälle zu behandeln.

Hinter dem Konflikt steckt ein Streit ums Geld. Bereits im vergangenen Sommer drängten die Schmerzärzte die KBV, bei den Verhandlungen mit den Krankenkassen über das Ärztehonorar für eine Vergütung für sie außerhalb der normalen Honorarbudgets einzutreten. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen lehnte dies laut dem Schmerzärzte-Verband ab, damit anderen Fachgruppen kein Honorar entzogen werde. Stahl erläuterte: „Die Kassenseite zeigt sich erfahrungsgemäß recht hartleibig, wenn es um zusätzliche Ausgaben geht.“

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