Schmerzmedizin

Palliativärzte fordern einheitliche Vergütung APOTHEKE ADHOC, 10.06.2014 12:42 Uhr

Einheitliche Vergütung und Facharzt Schmerzmedizin: Die Palliativmediziner haben eine Reihe von Forderungen an KBV und GKV-Spitzenverband. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Palliativmediziner wollen die Versorgung von Schmerzpatienten verbessern: Der Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland (BVSD) will dafür bundesweit einheitliche Regelungen. Diese sollen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband durchgesetzt werden.

„Noch immer befindet sich die Schmerzmedizin in Deutschland im Entwicklungsstadium mit negativem Trend. Von einer flächendeckenden Versorgung sind wir meilenweit entfernt“, sagte BVSD-Vorsitzender Professor Dr. Joachim Nadstawek. Bislang seien außer Absichtserklärungen der gemeinsamen Selbstverwaltung keine Fortschritte zu erkennen. Nadstawek forderte konkrete Umsetzungsmaßnahmen.

„Die überwiegend ungenügende und von KV-Bereich zu KV-Bereich völlig unterschiedliche Vergütung schmerztherapeutischer Leistungen hat dazu geführt, dass viele niedergelassene Vertragsärzte die Spezielle Schmerztherapie aufgegeben oder überlegen, der Speziellen Schmerztherapie zu Gunsten ihrer Grundfachrichtung den Rücken zu kehren“, sagte Nadstawek. Die sich ständig ändernden Honorierungsregelungen ließen keine vernünftigen betriebswirtschaftlichen Planungen zu.

Zudem stehe die Schmerzmedizin vor einem akuten Nachwuchsproblem. „In sechs Jahren werden etwa zwei Drittel der heute ambulant tätigen Schmerzmediziner in den Ruhestand gehen“, so der BVSD-Vorsitzende. Die andauernden Unsicherheiten der Honorarsituation verschärften diese Problematik zusätzlich. Dadurch gebe es wenig Anreize für niedergelassene Ärzte, sich für Schmerzpatienten zu engagieren.

Der BVSD forderte eine bundeseinheitliche Honorierung für die Teilnehmer an der Qualitätssicherungsvereinbarung zur schmerztherapeutischen Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten. Nadstawek strebt eine Abrechnungsform an, „die keinen Anreiz zur Erlösmaximierung durch möglichst wenig Leistung bietet, sondern einen den Patientenbedürfnissen angemessenen Therapieumfang erlaubt“.

Zugleich erneuerte der Verband seine Forderung nach Einführung des Facharztes Schmerzmedizin. Zudem solle der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) kurzfristig Regelungen in der Bedarfsplanung schaffen. Arztsitze mit dem Schwerpunkt Schmerztherapie oder Palliativtherapie sollen künftig erneut mit entsprechend spezialisierten Fachärzten besetzt werden.

In Deutschland leiden dem BVSD zufolge zwischen 15 und 17 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Davon haben etwa 1,5 bis 2 Millionen Patienten schwere und hochproblematische Schmerzen. 2012 nahmen 1043 ambulant tätige Vertragsärzte an der Schmerztherapie-Vereinbarung der KBV teil; 381 von ihnen betreuten ausschließlich Schmerzpatienten. Durchschnittlich vergehen zwei Jahre vom Beginn einer chronischen Schmerzkrankheit bis zur richtigen Diagnose und weitere zwei Jahre bis zu einem adäquaten Behandlungsansatz, so der BVSD.