Apothekenzahlen Baden-Württemberg

Schließungen: „Mit dem Rücken zur Wand“

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Berlin -

Das Apothekensterben besorgt auch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Nachdem heute auch der hessische Verband seine offiziellen Apothekenzahlen verkündet hat, sieht es demnach im Ländle nicht besser aus: 88 Apothekenschließungen waren 2023 zu verzeichnen.

Daher gibt es von der Kammer erneut einen eindringlichen Appell an die Politik: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen endlich verbessert werden, um für die gesamte Bevölkerung auch in Zukunft eine flächendeckende und hochwertige Arzneimittelversorgung gewährleisten zu können. Leidtragende sind ansonsten in erster Linie die Patient:innen.“ Mit dem erneuten Rückgang habe man eine „neue Dimension“ erreicht.

Zum 1. Januar versorgten noch 2211 öffentliche Apotheken die baden-württembergische Bevölkerung mit Arzneimitteln. In den vergangenen zehn Jahren ging die Anzahl damit um mehr als 16 Prozent zurück. Kammerpräsident Dr. Martin Braun sei angesichts dieser Zahlen alarmiert: „Die jährliche Anzahl an Apothekenschließungen in Baden-Württemberg liegt mittlerweile doppelt so hoch wie noch vor zehn Jahren. Dieser Trend ist keine Schwarzmalerei, sondern bittere Realität.“

Nirgendwo sonst als in der Apotheke vor Ort erhielten die Bürger:innen rund um die Uhr eine solch fundierte pharmazeutische Beratung, egal ob zu rezeptpflichtigen oder -freien Arzneimitteln. Damit sei diese Versorgung essenziell, breche aber nach und nach weg. Braun verweist daher auch auf die unmittelbaren und mittelbaren Folgen der hohen Schließquote: „Mit jeder geschlossenen Apotheke geht für die Bürgerinnen und Bürger auch ein Stück Lebensqualität verloren.“

Auch die Notdienstbelastung würde mit sinkender Zahl an verfügbaren Apotheken stetig größer und könne nicht beliebig ausgeweitet werden, so die Kammer weiter. Daher werden die Wege hier länger, die Bevölkerung stärker belastet. Die Politik müsse daher zielgerichtet und beherzt eingreifen: „Es ist für viele Politiker eine unbequeme Wahrheit, aber hinter diesem Trend stecken in erster Linie wirtschaftliche Ursachen“, so Braun und verweist auf das lange nicht angehobene Honorar. „Ganz im Gegenteil: Im Februar 2023 wurde das Honorar faktisch sogar um etwa 3 Prozent gekürzt. Immer mehr Apothekenleiter stehen dadurch mit dem Rücken zur Wand.“

Erschüttert über vermeintlichen Lösungskonzepte

Braun betonte auch noch einmal den Protest der Apothekerschaft gegen Karl Lauterbachs Reformvorschläge. Man sei erschüttert über die vermeintlichen Lösungskonzepte aus dem Bundesgesundheitsministerium erschüttert. Zu Apotheken ohne approbiertes pharmazeutisches Personal und einen Umverteilungsmechanismus bei hochpreisigen Arzneimitteln hat Braun eine klare Haltung: „Bei Umsetzung dieser Pläne werden keine Probleme gelöst, sondern weitere existenzbedrohende Probleme geschaffen. Kein einziger Patient wäre besser versorgt, die Dynamik bei Apothekenschließungen würde sogar noch verstärkt.“

Ermutigende Signale kämen hingegen aus der Landespolitik. Nur eine Woche nach dem Protest auf dem Stuttgarter Schlossplatz am 22. November, debattierte der Landtag von Baden-Württemberg auf Antrag der Grünen-Fraktion über die Forderungen aus der Apothekerschaft. Die baden-württembergischen Abgeordneten sehen die Problematik und meinten, der Rückgang der öffentlichen Apotheken müsse dringend gestoppt werden. Sie formulierten eindringliche Worte an die Bundespolitik.

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