Mit einer eigenen Kampagne wollen die Apotheker in Schleswig-Holstein die ABDA im Kampf für ein Rx-Versandverbot unterstützen. Auf der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes wurde ein eigener Plakatentwurf vorgestellt, der an die Geschichte von Hase und Igel angelehnt ist. Rund 70 Mitglieder des Apothekerverbandes nahmen an der Mitgliederversammlung teil.
Das Plakat soll erst am Mittwoch offiziell vorgestellt werden. Nach Angaben von Teilnehmern sind als Motiv ein hastender Hase und drei Igel dargestellt. Der Hase soll die niederländische Versandapotheke DocMorris darstellen, die Igel sind mit dem Apotheken-A markiert. Auf dem Plakatentwurf ist in Plattdeutsch zu lesen: „Ick bin all door“ – „Ich bin auch schon da“. Nicht alle Teilnehmer fanden die Symbolik des Motivs glücklich, weil der Hase als agil dargestellt ist und die Igel als Symbol für die Vor-Ort-Apotheken in Ruheposition.
Über inhaltliche Alternativen zum von der ABDA geforderten Rx-Versandverbot wurde auf der Mitgliederversammlung nicht gesprochen. Stattdessen wollen die Apotheker im Norden die Postkartenaktion der ABDA nach Kräften unterstützen. Eine Resolution zum Rx-Versandverbot wie in anderen Kammer- und Verbandsbezirken wurde in Schleswig-Holstein nicht beschlossen.
Hingewiesen wurde in der Mitgliederversammlung auch auf die geplante Kampagne „Sofort vor Ort“ des Großhändlers Noweda. Auf der Generalversammlung am Wochenende hat die Genossenschaft angekündigt, mit eigenen Plakaten die ABDA zu unterstützen. Die Poster sollen die Bedeutung der der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch inhabergeführte Apotheken unterstreichen.
Mit einer massiven Öffentlichkeitskampagne hat die ABDA kurzfristig auf das EuGH-Urteil vom 19. Oktober reagiert. „Aus allen Rohren“ werde man schießen, kündigte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt an. Jetzt gelte es, „alle Kräfte zu mobilisieren und Öffentlichkeit und Politik für die Folgen dieser Entscheidung zu sensibilisieren. Daher werden wir ab sofort unsere politische Kommunikation intensivieren, um einen möglichst starken öffentlichen Druck auf die Politik aufzubauen, den eingetretenen Missstand zu beheben und ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln anzugehen“, heißt es darin.
Inzwischen wurden Plakate mit einem weißen Karabiner auf rotem Grund gedruckt, Anzeigen in Tageszeitungen geschaltet und eine Postkartenaktion gestartet. Damit sollen möglichst viele Politiker auf regionaler Ebene, aber auch Bundestagsabgeordnete auf das EuGH-Urteil und seine Folgen aufmerksam gemacht werden. Angekündigt hat die ABDA zudem für Dezember eine Unterschriftenaktion.
Aber nicht alle Politiker sind von der ABDA-Kampagne begeistert: Die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche warf der ABDA vor, ihr Ziel sei die Verunsicherung. Auf Twitter postet Schulz-Asche eine an ihr Wahlkreisbüro adressierte ABDA-Postkarte mit dem Slogan „Die Politik muss Handeln!“
Dazu macht sie ihrem Unmut über die ABDA-Kampagne Luft: „Offensichtlich ist das Ziel der Lobby nur Verunsicherung, sonst gäbe es eine Adresse zum Antworten.“ Mehrfach hatte sich die Gesundheitspolitikerin der Grünen seit dem EuGH-Urteil gegen ein Verbot des Versandhandels ausgesprochen.
Auch die niederländische Versandapotheke DocMorris warf der ABDA Panikmache und egoistische Lobbypolitik gegen die Interessen des „kleinen Mannes“ vor. In einem Interview mit den Aachener Nachrichten sagte Firmenchef Olaf Heinrich, die Politik habe den Apothekern seit 2013 Honorarerhöhungen von 900 Millionen Euro gewährt: „Jetzt gibt es mal Geld für den kleinen Mann und schon hagelt es Proteste, und es werden unrealistische Horror-Szenarien an die Wand gemalt.“
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