Apotheker sollen Hilfsbedürftige versorgen Benjamin Rohrer, 22.02.2013 13:13 Uhr
Die Geschichte von Dr. Uwe Denker und seiner „Praxis ohne Grenzen“ sorgte im vergangenen Jahr für großes Aufsehen: Umsonst behandelt der Mediziner einmal wöchentlich Patienten ohne Versicherungsschutz. Weil es in Schleswig-Holstein inzwischen mehrere solcher Arzpraxen gibt, sollen sich auch die Apotheker anschließen. Diese Forderung hat die gerade in den Kieler Landtag eingezogene Piratenpartei gegenüber der Landesapothekerkammer geltend gemacht. Die Pharmazeuten sehen aber rechtliche und finanzielle Probleme – und fordern nun ein Machtwort von der Politik.
2010 hatte Denker die „Praxis ohne Grenzen“ eröffnet. Seitdem kümmert sich der Allgemeinmediziner jeden Mittwoch um mittellose Patienten. Das Projekt wird ausschließlich über Spenden finanziert.
Als Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) die Praxis besuchte, forderte Denker den Minister auf, unbenutzte, originalverpackte Medikamente für die kostenlose Ausgabe an Bedürftige freizugeben. Dabei gehe es in erster Linie um nicht mehr benötigte Medikamente aus Altenheimen, so Denker. Diese Weitergabe ist arzneimittelrechtlich problematisch.
Bahr hatte damals versprochen, sich der Sache anzunehmen. Ein BMG-Sprecher teilte im Nachhinein mit, dass keine Neuregelung geplant sei. Denn: „Es existiert kein ausdrückliches gesetzliches Verbot für Apotheken, Arzneimittel, die bereits an Heimbewohner oder andere Patienten abgegeben wurden, erneut abzugeben.“
Bislang sind die Apotheker jedoch nicht in das Modell eingebunden. Weil seit einigen Monaten weitere Ärzte in Lübeck, Bad Segeberg und Rendsburg Hilfsbedürftige umsonst behandeln, wächst auch der Druck auf die Apotheker: Die Kammer wurde von der Piratenfraktion gebeten, sich an dem Projekt zu beteiligen.
Die Apotheker haben zugestimmt und wollen sich an der Hilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz beteiligen. Auf regionaler Ebene hat sich sogar schon ein Projekt in Husum ergeben: Dort haben Apotheker eine private Spendergemeinschaft gebildet, um die Abgabe an Hilfsbedürftige zu refinanzieren.
Trotzdem will die Kammer nun Klarheit und hat sich mit dem Kieler Gesundheitsministerium in Verbindung gesetzt. Die Apotheker fordern Rechtssicherheit: Derzeit sei es nämlich schlichtweg verboten, Medikamente vergünstigt, rabattiert oder ohne Rezepte abzugeben.
Auch die Frage mit der Weitergabe von nicht benötigten Medikamenten aus Pflegeheimen müsse endgültig geklärt werden, hieß es aus der Kammer. Zudem ist auch die Finanzierung des Hilfsprogrammes noch ungeklärt: Bei dem Husumer Modell müssten alleine die Apotheker in die Tasche greifen, hieß es. Die Unterstützung von Hilfsbedürftigen sei aber eine Gemeinwohlpflicht.