Lobbyismus

Sawicki: Politik vertraut Pharmafirmen APOTHEKE ADHOC, 23.09.2009 13:31 Uhr

Berlin - 

Politiker verlassen sich nach Ansicht von Professor Dr. Peter Sawicki, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), zu sehr auf die Pharmahersteller. Der Einfluss der Lobbyisten für Medizingeräte und Arzneimittel sei riesig, sagte er gegenüber dem Magazin „Spektrum der Wissenschaft“.

Sawicki kritisiert, Pharmahersteller führten Studien teilweise nur unzuverlässig durch - oder auch gar nicht. Negative Ergebnisse würden oft nicht veröffentlicht. Hinzu komme, dass es kaum Studien gebe, die den Arzneimittelnutzen mit alternativen Behandlungsmöglichkeiten vergleiche, so Sawicki.

Die aktuelle Gesundheitspolitik hat laut Sawicki sowohl positive als auch negative Aspekte. Positiv bewertet er die Unterstützung des Gesundheitsfonds durch Steuern. Die Große Koalition habe sich um den Erhalt der Solidargemeinschaft bemüht. Allerdings dürften die Gesundheitsausgaben nur umfassen, „was wirklich medizinisch notwendig“ sei. Die Definition des Notwendigen werde von Politikern nicht ausreichend geleistet.

Außerdem sorge der Kommerz für falsche Anreize: Ärzte führten lieber Untersuchungen durch statt Patienten zu beraten. Mediziner und Politiker neigten dazu, positive Effekte der Untersuchungen zu übertreiben. Patienten müssten ehrlicher über den „tatsächlichen Nutzen und Schaden“ von Untersuchungen informiert werden.