Tarifvertrag

SAV und Adexa starten Verhandlungen

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Berlin -

Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es für Angestellte in sächsischen Apotheken keinen gültigen Tarifvertrag. Der Sächsische Apothekerverband (SAV) hatte die Tarifgemeinschaft 1997 verlassen. Jetzt nimmt eine Rückkehr in die Tarifbindung konkrete Züge an: Die Tarifkommission des SAV und die Apothekengewerkschaft Adexa nehmen Verhandlungen zu einem möglichen Tarifvertrag auf.

Einer gemeinsamen Verlautbarung zufolge haben sich beide Seiten in einem Sondierungsgespräch Mitte Juni offen für ein „innovatives Vergütungsmodell“ gezeigt. „Unser Ziel ist es, den Arbeitsplatz öffentliche Apotheke insbesondere für unseren pharmazeutischen Nachwuchs attraktiver zu gestalten. Dies setzt voraus, dass Leistungen und übernommene Verantwortung angemessen honoriert sowie fachliche Fort- und Weiterbildung schwerpunktmäßig gefördert werden“, so Thomas Dittrich, Vorsitzender der Tarifkommission des SAV.

Tanja Kratt, Adexa-Vorstand und Leiterin der Tarifkommission der Gewerkschaft: „Wir freuen uns, dass die Verhandlungen nun beginnen können. Die öffentlichen Apotheken stehen in einem Wettbewerb mit anderen Branchen um Schulabgänger, aber auch um qualifizierte Fachkräfte. Da macht es Sinn, tarifliche Standards für die Gehälter und Arbeitsbedingungen im Freistaat Sachsen festzulegen.“ Zur Vorbereitung möglicher Tarifverhandlungen hatte der SAV im März eine Tarifkommission gewählt.

Der SAV war 1997 wegen der strukturellen Besonderheiten im Freistaat aus dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA) und damit aus der Tarifgemeinschaft ausgetreten. Dazu zählt in erster Linie die hohe Quote an Pharmazieingenieuren. Diese haben im Tarifvertrag eine eigene Gehaltsklasse. Die Berufsgruppe wird besser bezahlt als PTA, ist allerdings auch mit Einschränkungen vertretungsberechtigt. Die Ausbildung gibt es allerdings heute nicht mehr, so dass der Anteil der Pharmazieingenieure auch in Sachsen immer geringer wird.

Das Gehaltsniveau ist laut einer Adexa-Umfrage in Sachsen tatsächlich niedriger als im Bundesdurchschnitt. Angestellte im Freistaat bekommen nur 95 Prozent des bundesweit ausgehandelten Gehalts. Laut der Erhebung stagniert der Lohn auf dem Niveau von 2016. Allerdings gibt es auch im Apothekenmarkt ein generelles Ost- und Westgefälle bei den Löhnen.

Trotzdem klagen auch und vor allem Inhaber aus Sachsen über den Personalmangel. Lange wurde über eine Rückkehr des SAV in eine Tarifbindung nachgedacht. Ende 2017 war Bewegung in die Sache gekommen, erste Gespräche mit der Adexa wurden aufgenommen. Allerdings wird eine eigenständige Lösung wie im Kammerbezirk Nordrhein angestrebt. Hier verhandelt Adexa separat mit der TGL Nordrhein.

Bundesweit wurde der Gehaltstarifvertrag im vergangenen Sommer neu ausgehandelt: Ende August 2018 hatten sich Adexa und ADA auf ein Lohnplus von 3 Prozent geeinigt. Die Erhöhung gilt für alle Apothekenberufe und in allen Berufsjahresgruppen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 16 Monaten und gilt für alle Kammerbezirke mit Ausnahme von Nordrhein und Sachsen.

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