Knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl in Sachsen startet der Sächsische Apothekerverband (SAV) eine neue Kampagne, die inhaltlich und optisch gewollte Parallelen zu den Wahlplakaten der in Berlin regierenden Ampelparteien aufweist. Aus dem Slogan der SPD-Wahlplakate „Die Richtige für Sachsen“ wird „Die Wichtige für Sachsen“. Aus „Natur schützen. Sie ist unersetzlich“ der Grünen wird „Die Apotheke schützen. Sie ist unverzichtbar.“ Und aus dem FDP-Motto „Streichen wir Bildungslücken vom Stundenplan“ wird „Streichen wir Versorgungslücken vom Gemeindeplan“.
„Wir möchten unsere Kampagne nicht als Provokation, sondern mit einem Augenzwinkern verstanden wissen. Und nein, wir sind natürlich nicht gegen den Schutz der Natur und gegen bessere Bildung“, erklärt Apotheker Thomas Dittrich, Vorsitzender des SAV. „Dennoch richten wir unsere eindringliche Forderung, die wohnortnahen Apotheken mit dem jetzigen Leistungsumfang zu sichern und zu erhalten, auf diese Weise mit Nachdruck an die Ampel-Fraktionen des Bundestages.“
Auch im sächsischen Landtagswahlkampf werde die künftige Arzneimittelversorgung durch wohnortnahe Apotheken viel zu wenig thematisiert, so Dittrich. Dabei hätte nach der Veröffentlichung des jüngsten Referentenentwurfs zur Apothekenreform ein Aufschrei durch die parlamentarischen Reihen gehen müssen.
Im ersten Halbjahr 2024 habe in Sachsen alle elf Tage eine Apotheke geschlossen, wobei die Schließungswelle in den letzten Jahren stetig an Fahrt gewonnen habe. „In Anbetracht dessen, dass Sachsen eines der vier Bundesländer mit der ältesten Bevölkerung Deutschlands ist und Apotheken in den meisten Fällen für Patientinnen und Patienten der erste Anlaufpunkt sind, verwundert mich die scheinbare Gelassenheit doch sehr“, so Dittrich. Neben den drei Plakaten, die in den nächsten Wochen in den Schaufenstern der sächsischen Apotheken zu sehen sein sollen, plant der SAV auch eine Postkartenaktion im Namen der Bürgerinnen und Bürger – adressiert an die Regierungsparteien in Berlin.
„Die Unterstützung der Bevölkerung ist enorm, wir brauchen in den meisten Fällen gar nicht mehr erklären, weshalb wir protestieren“, so Dittrich. „Täglich kommen deutschlandweit rund drei Millionen Menschen in die Apotheken, deren zukünftige Versorgung durch uns nicht mehr im gewohnten Maße gewährleistet werden kann, sollte die Apothekenreform wie aktuell geplant umgesetzt werden. Das, was wir umgehend benötigen, sind tatsächlich das System stabilisierende finanzielle Maßnahmen und keine wilden Ideen einer Apotheke ohne Apotheker:in“, erklärt so Dittrich. Nur dadurch könne die Schließung von immer mehr Apotheken verhindern werden.
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