„Same day delivery“: Phoenix-Chef warnt Apotheken APOTHEKE ADHOC, 30.08.2019 08:55 Uhr
Der Deutschlandchef des Großhändlers Phoenix hat in einem Brief an alle Apotheken vor den Folgen der Einführung des E-Rezepts gewarnt. „Das E-Rezept macht es auch den Versendern einfacher, ihren Marktanteil an verschreibungspflichtigen Medikamenten zu steigern“, heißt es in dem Schreiben von Marcus Freitag. Vor allem in Ballungsgebieten sieht er ein „Alleinstellungsmerkmal“ stationärer Betriebe in Gefahr.
Der Apothekenmarkt sei im Umbruch, beginnt Freitag sein Rundschreiben an alle Apotheken. „Mit aggressiven Vertriebs- und Preiskonzepten drängen Versandhändler immer stärker in den deutschen Arzneimittelmarkt.“ Als Beispiele nennt er DocMorris und Amazon. Zudem sei das Rx-Versandverbot kaum noch realisierbar. Mit dem E-Rezept dürfte seiner Ansicht nach der Marktanteil mit Rx-Arzneimitteln von Versandapotheken vor allem in Ballungsgebieten steigen.
Zumindest dort, wo Versandhändler Lager- und Auslieferungskapazitäten hätten, würden auch sie künftig in der Lage sein, am selben Tag zu liefern. „Damit steht ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Vor-Ort-Apotheke auf dem Spiel“, warnt er. Die niederländische Shop-Apotheke bietet seit diesem Jahr über den Service „Now!“ die taggleiche Lieferung in Teilen Nordrhein-Westfalens an. Auch Medpex stellt im Südwesten taggleich zu. Die Versender verlangen dafür einen Aufpreis. DocMorris kündigte vor knapp einem Jahr an, durch Plattformen wie Promofarma in der Lage sein zu können, Medikamente in Spanien innerhalb einer Stunde auszuliefern.
Freitag verweist auf das Digitalpaket des Großhändlers, das Apotheken angeboten werde. Es bestehe aktuell aus zwei Komponenten: die App „Deine Apotheke“ und Payback. Rund 2000 Apotheken setzten die Angebote bereits um. Perspektivisch soll die App mit dem Bonusprogramm verknüpft werden. „Wir ermöglichen, dass Kunden Payback-Punkte in ihrer Apotheke einlösen können“, heißt es weiter. Zudem soll der Apothekenfinder erweitert und einzelne Apotheken individuell präsentiert werden können.
Der Phoenix-Manager wirbt in dem Schreiben insbesondere für die Kooperation mit Payback. Dadurch habe man verhindert, dass ausländische Versandapotheken das Kundenbindungsprogramm nutzen könnten, schreibt Freitag. „So sichern wir Ihnen als Vor-Ort-Apotheke exklusiv den Zugang zu Payback.“ Apothekenkunden erhielten dadurch einen „echten Mehrwert“. Am Punktesammeln beteiligten sich immerhin rund 31 Millionen Deutsche.
Vor einem Jahr hatte Phoenix seinen Vertrag mit Payback verlängert und auch für Apotheken geöffnet, die nicht Mitglied bei Linda/MVDA sind. Das Digitalpaket ist die Antwort des Branchenprimus unter den Großhändlern auf die Digitalisierung und die Konzepte der Mitbewerber.
Zum einen haben sich für die Initiative „Pro AvO“ Gehe, Noventi, Rowa, Sanacorp und der Wort & Bild-Verlag zusammengeschlossen. Ziel der Gruppe ist nach eigenen Angaben die „Stärkung der inhabergeführten Apotheken, um digitale Anwendungen der Apotheker zu harmonisieren“. Die Essener Genossenschaft Noweda schmiedet gemeinsam mit dem Verlagshaus Burda den „Zukunftspakt Apotheke“ und bringt seit April die Kundenzeitschrift My Life in die Apotheken. In beiden Kooperationen geht es um neue digitale Angebote und bundesweite Handelsplattformen für den Apothekenmarkt.