Sachsen/Thüringen

Dritte Arztsoftware für ARMIN

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Berlin -

Die „Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen“ (ARMIN) ist offiziell im Juli gestartet. Tatsächlich dürften noch nicht allzu viele Apotheken ein Rezept mit der Wirkstoffverordnung gesehen haben, denn nur wenige Praxissysteme sind auf das Modellprojekt vorbereitet. Doch ohne die entsprechende Software können die Ärzte keine Rezepte mit Wirkstoffcode ausstellen – und die Apotheken können nur tatenlos bleiben.

Inzwischen haben mit Medatixx, Compugroup Medical (CGM) und zuletzt Duria drei große Software-Anbieter die entsprechenden Schnittstellen in ihre Programme integriert und sich von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zertifizieren lassen. Über die S3C-Schnittstelle können Wirkstoffverordnungen ausgestellt und in den Apotheken eingelesen werden.

Ab dem kommenden Jahr soll im Rahmen des Medikationsmanagements, des dritten Elements des Modellprojektes, bundesweit ein kompletter Datenaustausch zwischen Arzt und Apotheker ermöglicht werden. Problematisch für die selbst gesetzte Frist ist die technische Schnittstelle zwischen Apothekern und Ärzten. Auf apothekerlicher Seite steht die Software, auf Ärzteseite sind bislang nur die Programme der drei Anbieter von insgesamt fast 180 verschiedenen Systemen vorbereitet.

Beim Medikationsmanagement tragen Arzt, Apotheker und Patient die komplette Medikation zusammen und prüfen sie. „Sie kommen sich aber nicht ins Gehege. Die Kompetenzen sind klar abgegrenzt“, betonte Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands, bei einer Podiumsdiskussion auf der Expopharm.

Der Medikationskatalog, das zweite, im Juli zusammen mit der Wirkstoffverordnung eingeführte ARMIN-Element, sei eine Empfehlung an den Arzt, für welchen Wirkstoff und welche Diagnose der Nutzen am besten belegt sei, so Dr. Ulf Maywald von der AOK Plus. Der Katalog enthalte 187 Wirkstoffe, zum Großteil Rabattarzneimittel, aber auch patentgeschützte Wirkstoffe, in der Regel Blockbuster.

Für den Apotheker bringt die Wirkstoffverordnung eine Arbeitserleichterung: „Bei Eingabe des sechsstelligen Codes sind sie sofort beim richtigen Rabattarzneimittel“, sagte Fink. „Da müssen wir nicht mehr viel raussuchen.“ Die ABDATA habe ein System geschaffen, das sehr schnell zum richtigen Arzneimittel führe.

Auch Dr. Wolf-Rüdiger Rudat, niedergelassener Arzt und Vorsitzender in der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, sieht eine erhebliche Arbeitserleichterung in seiner Praxis sowie Einsparungen. Und der Patient schätze das gemeinsame Gespräch: „Mit ARMIN sollten wir frohen Mutes sein“, so Rudat. Sobald die Softwarehäuser ihre Hausaufgaben gemacht hätten, könne es losgehen.

Die fehlende Umsetzung der Wirkstoffverordnung in der Praxis-Software hat zum Start von ARMIN im Juli Probleme bereitet, denn nur eines der Programme war vorbereitet. Zum Oktober konnte es immerhin bei Rudat losgehen: CGM schaffte durch ein Update die nötige Schnittstelle. Der Marktführer kommt mit sieben verschiedenen Programmen auf insgesamt 34 Prozent Marktanteil.

Der Anbieter Medatixx, der für seine Software x.isynet bereits im Juli ein ARMIN-Modul angeboten hat, hat für diese Software einen Marktanteil von 7,7 Prozent. Zwei weitere Programme des Anbieters kommen auf 5,2 und 4,4 Prozent Anteil.

Dass die Großen vorangehen, werde viele weitere Anbieter mitziehen, hofft Maywald. Von den zehn bis 15 Anwendern, die im September mit dem bereits angebundenen System von Medatixx arbeiteten und eingeschrieben gewesen seien, seien sehr positive Rückmeldungen gekommen.

Nicht ganz so positiv sah es Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV): Er kritisierte auf der Expopharm, dass ARMIN von den Hausärzten „sabotiert“ werde. Es gebe einen permanenten Clinch mit den Chefs der Hausärzteverbände. Das sei ein „Hemmschuh“ für ARMIN. „Das klappt nur, wenn die Blockade des Hausärzteverbands aufgehoben wird“, so Becker. Er forderte die Apotheker in Sachsen und Thüringen auf, auf die Hausärzte zuzugehen.

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