Saar-Allianz gegen Pillenfälscher Franziska Gerhardt, 03.07.2014 14:14 Uhr
Im Saarland haben sich Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU), Kammerpräsident Manfred Saar und Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer, für eine Informationskampagne über den Arzneimittelhandel im Internet zusammengetan. Ziel der Aktion „Arzneimittel – aber sicher“ ist es, die Öffentlichkeit über die Risiken zu informieren. Dass dabei auch über den Nutzen gesprochen wird, nimmt Saar in Kauf, um für die Apotheke vor Ort zu werben.
„Patienten wissen oft nicht, welchen hohen gesundheitlichen Risiken sie sich möglicherweise bei einer Bestellung von Medikamenten aus unsicheren Internetquellen aussetzen“, sagte Storm. Patienten müssten dafür sensibilisiert werden, wie sie seriöse und legale Anbieter im Netz erkennen könnten. Im vergangenen Jahr hätten mehr als 16 Millionen Bundesbürger frei verkäufliche oder apotheken- und verschreibungspflichtige Arzneimittel im Internet bestellt, das entspreche 30 Prozent aller Internetnutzer.
Zur Aufklärung hat das Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit Apotheker- und Ärztekammer eine Broschüre entwickelt, die in Praxen und Apotheken verteilt werden soll. Erklärt wird, dass seriöse Versandapotheken am DIMDI-Siegel zu erkennen sind. Auch bekommt der Verbraucher Informationen zu Risiken und Gesundheitsgefahren, die mit dem Kauf von gefälschten Arzneimitteln verbunden sind.
Saar war vom Ministerium angefragt worden, sich an der Initiative zu beteiligen. Er wollte das Feld nicht den Versandapotheken überlassen und stimmte zu. So weist die Broschüre darauf hin, dass die Apotheke vor Ort der sicherste Weg sei, Arzneimittel zu kaufen. In dem Paket für die Apotheken sind auch Gummibären-Tütchen mit der Aufschrift „Apotheke vor Ort“ enthalten.Bei der Präsentation der Kampagne in einer Apotheke in Saarbrücken ließ Saar keinen Zweifel daran, dass er vom Versandhandel nicht allzu viel hält: „Der Kauf von Arzneimitteln über das Internet ist immer mit sehr hohen Risiken verbunden, finden doch gefälschte Arzneimittel fast ausschließlich über das Internet ihren Weg nach Deutschland.“ Mit der Freigabe habe der deutsche Gesetzgeber ein verheerendes Zeichen gesetzt; die einzigen Profiteure seien Arzneimittelfälscher.
Der wirksamste Schutz vor Fälschungen sei ein Verbot des Rx-Versandhandels. Denn auch das DIMDI-Siegel könne ohne Weiteres gefälscht werden, so Saar. Wer Arzneimittel fälsche, fälsche auch Qualitätssiegel. Noch nie habe es so viele unseriöse Anbieter von Arzneimitteln wie zur Zeit gegeben, sagte Saar: „Hinter einer höchst professionell gestalteten Webseite können sich Betreiber verbergen, denen Sie nie etwas abkaufen, ja nicht einmal die Hand geben würden.“
Insgesamt nehme der Handel mit gefälschten Arzneimittel stetig zu, sagte Saar: 2005 habe der Zoll insgesamt 268 Ermittlungsverfahren in diesem Bereich veranlasst. Im ersten Halbjahr 2013 habe es bereits mehr als 1000 Verfahren gegeben. Der Handel mit gefälschten Medikamenten sei lukrativer als Drogenhandel: „So liegt die Gewinnspanne bei Rauschdrogen bei circa 2500 Prozent, mit gefälschtem Viagra erzielen Händler dagegen Gewinnspannen zwischen sage und schreibe 20.000 und 47.000 Prozent“, sagte Saar. Zudem fehlten bei Arzneimittelfälschungen internationale Rechtsnormen.