Aktionsbündnis warnt vor Kollaps

Saarland: Heilberufe verbünden sich

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Berlin -

Im Saarland hat sich ein neues Aktionsbündnis formiert. Der Zusammenschluss verschiedener Akteure aus dem Gesundheitsbereich, unter anderem Apotheker- und Ärzteschaft, fordert grundlegende Reformen im Gesundheitswesen und warnt vor einem „Kollaps der Versorgung“.

Das Aktionsbündnis vereine „erstmals Akteure des Gesundheitswesens mit an sich unterschiedlichen Interessen sowie Patientenvertreter“. Dazu gehören neben Ärzte- und Zahnärzte- auch die Apothekerschaft sowie die Psychotherapeutenkammer, die Krankenhausgesellschaft, der Pflegebeauftragte und der Sozialverband VdK.

Gemeinsam sei man der Meinung, „dass die Gesundheitsversorgung, so wie wir sie kennen, am Ende ist“. Daher fordere man die Politik zum Umdenken auf. Aus einer „jahrelangen Mangelverwaltung“ müsse dringend „ein solides System“ geschaffen werden. Das Bündnis möchte zudem mit der Landesregierung über ein Modellprojekt verhandeln, um neue Konzepte der Gesundheitsversorgung zu testen.

„Wir brauchen Reformen im Gesundheitsbereich bei der Finanzierung, der Bürokratie und Dokumentationslast, der Arzneimittelversorgung, der Patientensteuerung, der Verzahnung ambulant-stationärer Versorgung. Diese Reformen müssen unter Einbeziehung der Fachexperten und Akteure aller Versorgungsbereiche umgehend erarbeitet werden. Die Partner des Aktionsbündnisses Gesundheit Saarland sind bereit, Verantwortung für die Umgestaltung des Gesundheitswesens zu übernehmen – damit den kranken Menschen in unserem Land auch in Zukunft die Hilfe zukommen kann, die sie benötigen“, so Susanne Koch vom Apothekerverband und Manfred Saar von der Apothekerkammer.

„Wir halten nicht mehr mit Vollgas auf die Wand zu, wir sind bereits gegen die Wand gefahren“, so Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer, mit Blick auf überfüllte Praxen und Notaufnahmen, fehlende Arzneimittel in den Apotheken und eine „völlig verfehlte Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte“.

Doppelstrukturen trotz Personalmangel

Laut Mischo ist eines der Kernprobleme der Personalmangel: „Viele Arzt- oder Zahnarztpraxen sind telefonisch kaum noch erreichbar oder müssen sogar die Sprechstundenzeiten einschränken, weil es nicht genügend Personal für einen ordnungsgemäßen Betrieb in Haus-, Zahn- und Facharztpraxen gibt.“ Das sei auch an deshalb geschlossenen Krankenhausstationen zu sehen. Dieses Problem sei unter anderem in der geringen Attraktivität der Gesundheitsberufe begründet, zu der wiederum auch die überbordende Bürokratie beiträgt.

Peter Springborn vom VdK fehlt zudem die Lenkung der Patienten durch das System: „Wir leisten uns Doppelstrukturen. Das ist ineffizient und verschlingt Ressourcen, die wir eigentlich für die Patienten brauchten. Obendrein bürdet es den Patienten Aufgaben auf, die diese gar nicht erfüllen können, wie beispielsweise die Organisation einer Kurzzeitpflege.“

Diskurs auf Bundesebene

So könne es nicht weitergehen und dem Bündnis sei es auch wichtig, aufzuzeigen, dass nicht die Akteure an der Misere schuld sind. Bund und Länder seien aufgefordert, „den Bürgern endlich die Wahrheit über die Situation der Gesundheitsversorgung zu sagen und das Richtige zu tun, um das System auf sichere finanzielle Füße zu stellen, Fehlanreize zu beseitigen und zukunftsfeste Strukturen zu schaffen.“

Da viele gesundheitspolitische Entscheidungen auf Bundes- und nicht auf Landesebene fallen, schlägt das Aktionsbündnis Gesundheit der saarländischen Landesregierung vor, gemeinsam nach Auswegen zu suchen. Daraus könne dann ein „Gesundheitsmodell Saarland“ entstehen, die als Pilot für ganz Deutschland dienen könnten.

Mitglieder des Aktionsbündnisses sind:

  • Apothekerkammer
  • Ärztekammer
  • Ärztekammer – Abteilung Zahnärzte
  • Facharztforum Saar
  • Kassenärztliche Vereinigung
  • Kassenzahnärztliche Vereinigung
  • Psychotherapeutenkammer
  • Apothekerverein
  • Hausärzteverband
  • Krankenhausgesellschaft
  • Sozialverband VdK
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